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Kaltenbrunner: "Jetzt hab' ich mein Platzerl gefunden"

Gerlinde Kaltenbrunner im Interview über ihre Heimat und neue Ziele

Die Profi-Alpinistin erzählt uns auf der Gowilalm von ihrem Leben nach den Achttausendern - vom Alltag und dem Attersee, vom Altern und den Erdäpfeln.

Ohne Eile wandern wir über den tief verwurzelten Waldboden hoch über dem Windischgarstner Tal. Die Sonne blinzelt durch die Bäume nach dem Parkplatz Singerskogel, die Gedanken schweifen über die Wipfel hinweg. "Ich weiß gar nicht, wie oft ich hier schon gegangen bin", sagt Gerlinde Kaltenbrunner und blickt mit einer kindlichen Begeisterung, als wäre sie gerade zum ersten Mal hier. Dabei könnte es das hundertste Mal sein.

In Spital am Pyhrn ist sie aufgewachsen, auf den höchsten Bergen der Welt ist sie über sich hinausgewachsen.

© Foto: Oberösterreich Tourismus GmbH/hochzwei.media: Gerlinde Kaltenbrunner bei einer Wanderung in Oberösterreich
Gerlinde Kaltenbrunner mit Begleiterin bei einer Wanderung in Oberösterreich

Was schätzt du an deiner Heimat?

Die Natur, die Bergwelt, die Leute.

© Foto: Oberösterreich Tourismus GmbH/hochzwei.media: Gerlinde Kaltenbrunner
Gerlinde Kaltenbrunner

Gerlinde Kaltenbrunner auf einer ihrer Lieblingsalmen: der Gowilalm.


Wir sind so reich beschenkt, wir können einfach das Licht aufdrehen, wir haben sauberes Wasser.

Auf Expedition gab es wochenlang nur Schmelzwasser zu trinken. Ich freute mich immer sehr darauf, wenn ich zuhause in Spital ganz einfach Leitungswasser trinken konnte.

Was macht einen Oberösterreicher zum Oberösterreicher?

Eine gute Frage...

Zum einen der Dialekt. Zum anderen die Herzlichkeit.

Die Heimatverbundenheit ist auch ganz stark vorhanden. Und sie sind einfach liabe Leute, die Oberösterreicher.

Dann gibt's gewisse Köstlichkeiten, die für unser Bundesland ganz typisch sind.

Gerlindes veganer Genusstipp:

Ich mag Erdäpfeln wirklich gern! Ein Gemüsegröstl mit Erdäpfeln bekommt man fast in jedem Gasthaus und jeder Hütte. Und dazu einen guten Salat.

Eine gute Hausmannskost, die du als Veganerin meistens dankend ablehnst. Wann und warum hast du begonnen, dich nur noch pflanzlich zu ernähren?

Ich habe schon vor vielen Jahren ausprobiert, wie ich fitter werden kann. Im Training für die Achttausender habe ich gespürt, dass ich schneller regeneriere, und dass sich mein Schlaf und das Hautbild verbessert haben. Darum lasse ich das heute noch in meinen Alltag einfließen.

Wie schwierig fällt es dir, dich unterwegs vegan zu ernähren?

Das geht ganz einfach. Ich hab immer wieder eine Nussmischung, Trockenfrüchte und meine Black-Bear-Riegel dabei.

Und Gemüse bekomm ich immer und überall. Heikel bin ich ja nicht. Von der pflanzlichen Kost esse ich alles sehr gerne.

© Foto: Genussland Oberösterreich/Andreas Röbl: Kräuter aus Oberösterreich
Kräuter aus Oberösterreich

Gerlinde Kaltenbrunner ernährt sich vegan. Das hält sie fit und tut ihr rundherum gut.

Gerlindes Oberösterreich-Moment

Wenn ich von der Autobahn abfahre, den Attersee mit dem Höllengebirge sehe, dann weiß ich: Jetzt bin ich daheim. Genauso geht es mir, wenn ich auf der A9 in die Pyhrn-Priel-Region fahre und den kleinen und großen Pyhrgas sehe. Wenn dort noch Schnee liegt, könntest du meinen, dieser 2.144 Meter hohe Berg ist ein schöner 6.000er im Himalaya.

© Foto: Oberösterreich Tourismus GmbH/hochzwei.media: Gerlinde Kaltenbrunner
Gerlinde Kaltenbrunner
© Foto: Oberösterreich Tourismus GmbH/hochzwei.media: Pyhrn-Priel - die Heimat von Gerlinde Kaltenbrunner
Pyhrn-Priel - die Heimat von Gerlinde Kaltenbrunner

Ein paar Jahre hattest du zuletzt in Deutschland gelebt zwischen deinen großen Expeditionen. Nach der Trennung von deinem Ex-Mann bist du zurück nach Oberösterreich gekehrt. Was hat dich wieder angezogen?

Oberösterreich finde ich einfach wunderschön. Es ist nicht nur zentral gelegen, es hat so viele wunderbare Seiten, egal ob es die Pyhrn-Priel-Gegend ist, das Salzkammergut, das Mühlviertel. Und die Oberösterreicher sind sehr sympathisch! Ich wollte gerne wieder hierher und unbedingt zum Wasser. Am Attersee habe ich Berge und einen See. Jetzt hab ich mein Platzerl gefunden.

Du warst oft monatelang in großer Einsamkeit und Abgeschiedenheit unterwegs. Wie hat sich das Heimkommen für dich angefühlt?

Zuhause in den täglichen Rhythmus einzutauchen, das hat immer eine Zeit gedauert. Da waren mein Herz, meine Seele, meine Gedanken oft noch irgendwo, und hier ging es schnelllebig weiter. Je öfter ich fortgefahren bin, umso leichter hab ich mich daheim wieder eingefunden.

© Foto: Oberösterreich Tourismus GmbH/hochzwei.media: Gerlinde Kaltenbrunner auf der Alm
 Gerlinde Kaltenbrunner auf der Alm

Wie sieht dein Alltag aus?

So einen richtigen Alltag gibt es nicht. Jeder Tag ist neu, immer wieder anders und abwechslungsreich. Ich bin viel unterwegs für Vorträge und für andere schöne Verpflichtungen. Wenn ich zuhause bin, versuche ich mich zumindest einmal jeden Tag draußen in der Natur zu bewegen. Und sei es, am Attersee für eineinhalb Stunden laufen zu gehen. Meine Hausberge sind hier der Mahdlgupf, die Brennerin oder der Hochlecken - hinterher hüpfe ich am liebsten in den See. Wir sind in der Gegend auch gerne klettern, zum Beispiel die Route "Seenot" oder am Plombergstein.

Du hast den 50er hinter dir gelassen. Wie verändert sich dein Leben dadurch, wie empfindest du das Älterwerden?

Es ist ein schöner Reifeprozess. Klar spüre ich an meinem Körper, dass ich nicht jünger werde. Aber über all die Jahre habe ich durch die Berge viel Gelassenheit und Geduld erfahren. Das fühlt sich richtig gut an.Ich merke in allen Lebensbereichen: Ich habe immer mehr Ruhe in mir.

Gerlinde Kaltenbrunner blickt auf ein bewegtes Leben zurück.

© Foto: Oberösterreich Tourismus GmbH/hochzwei.media: Gerlinde Kaltenbrunner
Gerlinde Kaltenbrunner

Gibt es einen Berg, für den du noch einmal an deine Grenze gehen würdest?

Der Gasherbrum IV ist ein Berg, der mich schon sehr lange begeistert und stark in meinem Herzen ist.

Ich spüre aber, dass ich den Umgang mit erhöhtem Risiko bewusst noch mehr zurück schraube.

Mal schauen, ob sich dieser Traum noch realisieren lässt.

© Foto: Oberösterreich Tourismus GmbH/hochzwei.media: Gerlinde Kaltenbrunner in den Bergen ihrer Heimat Oberösterreich
Gerlinde Kaltenbrunner in den Bergen ihrer Heimat Oberösterreich

Welche Ziele hat eine Profibergsteigerin noch, die sich ihren großen Traum, alle Achttausender der Welt zu besteigen, erfüllt hat?

Von den ganz großen, ganz schwierigen Zielen, nämlich den Achttausendern, habe ich mich bewusst verabschiedet. Jetzt kommen andere Ziele. Kleinere Ziele. Ich stelle mich beruflich noch breiter auf. Ich habe eine Ausbildung zum existentiellen Coaching gestartet und mit Yoga begonnen, was mir voll taugt. Mein Engagement für die Nepalhilfe liegt mir sehr am Herzen.


Die Berge, die werden sowieso immer ein Teil meines Lebens sein.

Mit welchem Beruf wirst du eines Tages in Pension gehen?

Erst unlängst habe ich darüber mit Manfred (ihr Lebenspartner, Anm.) gesprochen und gesagt: Ich glaube, ich gehe nie in Pension. Alles, was ich mache - draußen in der Natur zu sein, Menschen bei meinen Vorträgen zu inspirieren - das mache ich so gerne, dass ich nicht das Gefühl habe, dass das "Arbeit" ist.

Meine liebste Yoga-Übung

Ist viel mehr als nur eine Übung.

Der Sonnengruß. Den hab ich sogar auf dem McKinley, einem der kältesten Berge der Welt, gemacht, um mich zu erwärmen und innere Ruhe zu bekommen. Yoga findet aber nicht nur auf der Matte statt. Es ist viel mehr als die körperliche Übung. Oberstes Gebot bei den Yoginis: Du sollst nicht verletzten - weder mit Taten, noch mit Worten oder mit Gedanken. Auch wenn ich Yoga erst in letzter Zeit intensivierte - diese Einstellung lebe ich schon mein Leben lang.

Mein Wandertipp

Natur, Almen & Berge

Was immer wieder schön ist, auch wenn im Sommer viele Leute unterwegs sind: Durch die Vogelgesangklamm über die Bosruckhütte auf das Rohrauerhaus gehen und über den Hofersteig auf den großen Pyhrgas. Wer es nicht bis zum Gipfel mag, der geht über den Hofalmsattel auf die Hofalm und dann hinunter.

Das ist immer eine schöne Wanderung. Vor allem im Abendlicht so majestätisch schön!

Meine Lieblingshütten

Die Dümlerhütte und Gowilalm, leider bin ich sehr selten dort.

© Foto: Oberösterreich Tourismus GmbH/hochzwei.media: Gerlinde Kaltenbrunner in ihrer Heimat
Gerlinde Kaltenbrunner in ihrer Heimat

Dieses Interview mit Gerlinde Kaltenbrunner führte Marlies Czerny.

Auf den Spuren von Gerlinde Kaltenbrunner in Oberösterreich

Urlaub im Land der Gerlinde Kaltenbrunner

Urlaub machen, wo Profibergsteiger zuhause sind. Oberösterreich freut sich auf Sie! Brauchen Sie Hilfe bei der Zimmersuche oder Tipps für Wanderungen und Ausflugsziele? Die Urlaubsberater von Salzkammergut, Attersee und Pyhrn-Priel helfen Ihnen sehr gerne:

Kontakt & Service

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4880 St. Georgen im Attergau

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Webwww.attersee.at

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Bahnhofstraße 2
4580 Windischgarsten

Telefon+43 7562 5266
E-Mailinfo@pyhrn-priel.net
Webwww.urlaubsregion-pyhrn-priel.at

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