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Auf der Gjaid Alm

Irgendwann geht man dorthin, wo die Wurzeln liegen. Wo man sich zu Hause fühlt. Wo das Herz wie wild pumpert. Das hat auch Bernhard Huemer gemacht. Nach Jahren als erfolgreicher Top-Gastronom in Salzburg hat es den gebürtigen Salzkammergutler in die Heimat gezogen. Um genau zu sein auf die Gjaid Alm. Diese ist Arbeitsplatz, Lebensmittelpunkt und ein lang gehegter Herzenswunsch.

Wir befinden uns am Krippenstein auf 1.738 Metern Höhe. Die Luft ist frisch. Die Sonne blinzelt verführerisch und die Berge rufen: "Schaut gut her. So sieht die Unendlichkeit aus." Mittendrinnen ist ein geschäftiger Mann: Durchtrainiert, grau meliert, sichtlich glücklich. Er pendelt zwischen Küche und Wirtsstube, ist Hausmeister und Küchenchef, holt Eier von den Hühnern, überzieht Betten und jätet Unkraut. Dieser Mann heißt Bernhard Huemer. "Meine Tage sind länger als in meinem alten Leben. Aber sie sind erfüllend", sagt er sichtlich zufrieden.


Meine Tage sind länger als in meinem alten Leben. Aber sie sind erfüllend.

Er hat sich seinen Lebenstraum erfüllt. „Ich habe schon als junger Mann gesagt: "Mit 40 werde ich Almwirt. Mit 44 habe ich es wirklich gemacht", erzählt er zwinkernd. Sein Blick schweift durch die Berge – der Dachstein schaut ehrwürdig herüber und von der Ferne grüßt die Simonyhütte. Aus der Nähe grüßen die Wanderer: "Servus Bernhard! Habt's nu Buchteln?" Natürlich gibt's die – frisch gebacken mit hausgemachter Vanillesauce. Ein Gedicht – vor allem nach einer auszehrenden Wanderung schmecken sie gleich noch einmal so gut.

Die Gjaid-Alm ist eine der ältesten Almen der Welt. Wissenschaftler fanden Feuerstellen, die sich auf das Jahr 1.000 vor Christus zurückführen lassen. Menschen gab es also schon lange in dieser unberührten Gegend, wo die Sterne heller leuchten als anderswo. Und wo die Jahreszeiten ihrer Bezeichnung gerecht werden. "Einmal hatten wir hier oben im Winter 12 Meter hohen Schnee und Windstärken von 156 Stundenkilometern. Das ist schon spektakulär und kann auch beängstigend sein. Wenn's im Winter nebelig ist und man zwei Meter vor der Haustüre steht, kann man vor dem ganzen Weiß schon die Orientierung verlieren. Da zeigt die Natur ihre Zähne."

Meistens lächelt sie aber, die Natur. Genauso wie Bernhard Huemer. Vor seiner Haustüre wachsen Liebstöckl und Wacholder, Rosmarin und Schnittlauch. "Der Schnittlauch schmeckt so intensiv und stark, dass man direkt Tränen in den Augen bekommt. Die Natur hat hier oben eine kurze Vegetationsphase und ich weiß diese zu nützen." Vermutlich schmeckt auch deswegen der selbst angesetzte Minze-Sirup so besonders gut.

Die Almhütte fand er über eine Annonce in einem Magazin. "Und es war gleich Liebe auf den ersten Blick. Den Pachtvertrag habe ich direkt unterschieben", erinnert er sich. Dass es der Dachstein sein muss, dafür gab es Zeichen. "Ich hab mir bei einem Flohmarkt ein Bild gekauft. Darauf zu sehen ist eine klassische Almszenerie. Als dann die Gjaid Alm ein Thema wurde, hab ich mir das Bild wieder angesehen und festgestellt: darauf ist eine Alm und im Hintergrund der Dachstein zu sehen. Der Wahnsinn. Es war Bestimmung."

Bestimmung. Genau das war's. Am Abend, wenn Bernhard Huemer mit einen Gästen einen selbst gemachten Nussschnaps auf der Holzbank vor der Hütte trinkt, dann schaut er zufrieden zu König Dachstein und sagt: "Ich habe meinen Platz gefunden."

Rezept für Buchteln

Zutaten für 1 Blech (24 Stück):
640 g Mehl
100 g Zucker
1 Würfel frischer Germ
100 g Butter zimmerwarm
0,2 l Milch warm
2 EL Vanillezucker
3 Eidotter
1 ganzes Ei
2 Prisen Salz 

Zubereitung:
Die Zutaten mit dem Knethaken zirka 20 Minuten zu einem geschmeidigen Teig verrühren. Dann ungefähr 30 Minuten gehen lassen. Den Teig in gleiche Teile teilen (24 Stück a 50g), dann ausziehen und mit Marmelade (Marillen, Powidl, Zwetschken) füllen. Anschließend die Buchteln formen. Gut mit Butter bestreichen und noch einmal 30 Minuten gehen lassen. Danach zirka 20 Minuten bei 170°C backen (auf die Farbe achten!) und im Anschluss mit Vanillesauce und Staubzucker servieren.

Frisch schmecken sie am besten!

Leben auf der Alm

Die Logistik auf der Gjaid Alm ist für Almwirt Bernhard Huemer besonders herausfordernd: Egal ob Wasserflasche oder Würfelzucker, ob Benzin oder Butter – alles wird per Seilbahn auf die Alm transportiert. Nur die Wanderer kommen zu Fuß.

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