© Foto Oberösterreich Tourismus GmbH/Martin Fickert: Geschafft - Peter Zeitlhofer hat den Selbstversuch Wingfoiling am Attersee erfolgreich abgeschlossen.
Peter Zeitlhofer steht neben einem Kleinbus am Ufer des Attersees und stemmt den Wingfoil triumphierend in die Luft.
Peter Zeitlhofer steht neben einem Kleinbus am Ufer des Attersees und stemmt den Wingfoil triumphierend in die Luft.
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Selbstversuch im Wingfoiling-Camp am Attersee

Tiefblau und in der Morgensonne glitzernd, liegt er vor mir, der Attersee. Ein Paradies für Segler im Rosenwind. Doch immer öfter sieht man Sportler:innen mit bunten Flügeln auf neuartigen Boards über das Wasser flitzen. Wingfoiling nennt sich der neueste Wassersport, der wie für unsere Salzkammergutseen geschaffen zu sein scheint. Rainer Schmid ist Pionier im 'Wingen' und bietet mit seiner SUP BOX dreitägige Camps in Nussdorf am Attersee an. Zeit für mich, wieder einmal etwas Neues auszuprobieren. Diesmal: Mit Flügel übers Wasser fliegen. Autor Peter Zeitlhofer hat es ausprobiert.

© Foto Oberösterreich Tourismus GmbH/Martin Fickert: Peter Zeitlhofer im Gespräch mit SUP BOX Gründer und Wingfoil Camp Veranstalter Rainer Schmid.
Peter Zeitlhofer im Hoodie und mit Sonnenbrille im Gespräch mit dem links stehenden SUP BOX Gründer und Wingfoil Camp Veranstalter Rainer Schmid.

Aller Anfang ist schwer: Autor Peter Zeitlhofer über sein erstes Mal am Wingfoil.

"Das ist wie ein Tanz auf rohen Eiern!" Lachend steigen Ursi und Max aus dem Wasser und entledigen sich ihres Wetsuits. Die beiden sind auch im Camp und waren vor mir im Wasser. Ein bisschen mulmig ist mir schon zu Mute, als ich mit dem riesigen Wing im Schlepptau auf dem Surfbrett hinaus aufs windige, wellige Wasser paddle. In welche Situation habe ich mich da wieder hineinmanövriert? 'Schuster bleib bei deinen Leisten' ist ja wohl so gar nicht meine Lebensweisheit. Egal, Augen zu und durch...

Der Ruf des Wassers

"Das Wingfoilen ist ideal für unsere Salzkammergut-Seen. Weil man großen Spaß auch bei wenig und nicht-konstantem Wind haben kann. Außerdem ist das Equipment kompakt und passt in jedes Auto." Rainer Schmid, Gründer der SUP BOX lebt seine Leidenschaft für das Wasser. Das sieht man ihm an. Boardshort bis über die Knie, ein weites, im Wind flatterndes Shirt und die obligatorische Sonnenbrille. Dazu dieses breite, sympathische Lachen, das nur diejenigen haben, die im Leben genau das machen, was sie immer wollten. "Ich war ein Getriebener, ein Suchender", erzählt mir der gebürtige Oberösterreicher aus der Nähe von Linz. 

© Foto Oberösterreich Tourismus GmbH/Martin Fickert: SUP BOX Gründer Rainer Schmid veranstaltet Wingfoil Camps am Attersee.
SUP Box Gründer und Wingfoil Camp Veranstalter Rainer Schmid fährt in einem Motorboot über den Attersee.

Rainer Schmid - Wingfoil-Lehrer und Flip Flop Enthusiast.

 "Als Maschinenbauer in der Auto-Branche war eine erfolgreiche Karriere zwar vorgezeichnet, richtig glücklich war ich erst dann, als ich dem Ruf des Meeres gefolgt bin." Und der führte den leidenschaftlichen Wellenreiter, Wind- und Kite-Surfer zuerst nach Tarifa, bevor es zurück ins Salzkammergut ging.


Jetzt bin ich im Flip Flop Business. Und das ist genau richtig für mich.
Rainer Schmid
SUP-BOX

Den Wing mit der linken Hand im Wind fliegen lassen, am Board aufstehen und den Wing mit Gefühl so im Wind zu positionieren, dass ich zu fahren beginne. Die ersten Versuche klappen schon mal gar nicht. Draußen auf der Wiese beim Winghandling-Trockentraining war das alles noch viel einfacher. Da hat das schon richtig gut funktioniert. Ohne wackeliges Board unter den Füßen. Dabei hat dieses noch nicht einmal einen Foil unten drauf. Was das genau ist, habe ich Rainer vor ein paar Wochen bei unserem ersten Telefonat gefragt. "Stell es dir als Flügel vor, der durch Geschwindigkeit Auftrieb im Wasser bekommt und dich bis zu einem Meter über dem Wasser dahinfliegen lässt." Ohne dass das Board, auf dem man steht, Kontakt zum Wasser hat.

Abheben und fliegen

Das Wingfoiling-Camp in Nussdorf auf dem Gelände der Yachtschule Koller ist so aufgebaut, dass man sich dem neue Wassersport Schritt für Schritt nähert. In Gruppen zwischen vier und zehn Personen, drei Tage lang und immer mit intensiver und individueller Betreuung von Rainer und seinem Team. Mit dem Ziel, am letzten Tag nicht nur konstant zu "fliegen", sondern auch schon den Kurs am Foil halten zu können. Gefühlt bin ich davon noch weit entfernt. Ist ja auch erst Tag 1. Langsam habe ich zumindest den Dreh mit dem Longboard raus und das Board fährt dahin, wohin ich will. Rainer ist mit dem Motorboot immer in meiner Nähe und ruft mir wichtige Tipps lautstark zu. Wing nach hinten und das Board dreht sich zum Wind (anluven), nach vorne und man dreht sich vom Wind weg (abfallen). Das erste Mal habe ich das Gefühl zu verstehen, wie man den Wing so bewegt, dass das Brett das macht, was ich möchte.

Das merkt auch Rainer, der mir die Leine zuwirft und mich mit dem Boot zurück an den Steg schleppt. "Der große Vorteil, den wir von der SUP-Box anbieten können, ist das Motorboot." Vor allem wenn es darum geht, das Fahren mit dem Foil ins Gefühl zu bekommen. Und genau das steht nach einer kurzen Pause auf dem Programm. Ähnlich wie bei einem Start mit dem Wakeboard, hänge ich wenig später hinter dem Motorboot und versuche, das Board unter meinen Füßen zum Fliegen zu bringen. "Schau, dass du den Schwerpunkt zentral über das Board bekommst und wenn wir schnell genug sind, dann kickst du ein bisschen mit dem hinteren Bein nach unten. Das ist der Take-Off, dann beginnst du zu fliegen." Rainer scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein.

Ein Meter über dem Wasser

Kick nach unten, das Board steigt auf. Und wirft mich in großem Bogen ab. Versuch Nummer zwei misslingt gleich beim Anfahren. Zumindest ein bisschen habe ich das Fliegen schon gespürt. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Beim nächsten Mal hebe ich plötzlich ab und bleibe am Board stehen. Ein völliger Perspektivenwechsel. Was für ein Gefühl!

Die Wellen sind nicht mehr zu spüren und ich fliege hoch über dem Wasser dem Boot hinterher. Wenn das jetzt schon so ein verrücktes Gefühl ist, wie toll muss das dann erst sein, wenn die Kraft nicht vom Boot, sondern vom Wing kommt? Fünf Mal fliege ich so noch über das Wasser des Attersees. Dann ist meine Kraft zu Ende.

Am Abend sitze ich mit Rainer noch zusammen und wir plaudern über die kommenden zwei Tage. Ich habe Blut geleckt und kann es kaum erwarten, endlich mit Wing und Foil auf dem Wasser zu sein. "Ich habe schon fast alle Sportarten ausprobiert", erzählt Rainer. "Besonders am Foilen ist die Freiheit, die man dabei verspürt. Da ist alles andere unwichtig und ich bin dabei voll im hier und jetzt." Ich höre ihm gern zu. Auch wenn er von seinen Kindern erzählt, die er auch schon ins Wasser mitnimmt und die seine größte Inspirationsquelle darstellen. Früh gehe ich heute ins Bett. Ich habe noch so viel zu verarbeiten, so viel, auf das ich mich die kommenden beiden Tage freue. Mit einem Lächeln lege ich mich ins Bett. Ein bisschen habe ich diese Freiheit auch schon gespürt.

Nachtrag

Drei Wochen mein Crashkurs im Wingfoilen nun schon wieder in der Vergangenheit. Ich bin geflogen. Oft! Und ich bin infiziert. Immer wieder fahre ich nach Nussdorf und begebe mich mit dem Wing in den Wind. Ein Gefühl, das nur schwer zu beschreiben ist. Und eines, ohne dem nun auch ich nicht mehr leben kann. Und wann geht's bei euch los?

 

Wussten Sie, dass...

...Wingfoilen für jeden erlernbar ist, der keine Angst vor dem Wasser hat und schwimmen kann?

...Rainers Ziel ist, Schüler:Innen schnellstmöglich zu verlieren? Nur dann hat er alles richtig gemacht.

...Rainer die SUP Box gemeinsam mit seiner Frau aufgebaut hat. Mit dem Ziel, die größte Wingschule im Salzkammergut zu werden.

...die SUP Box jeden Montag und Dienstag Kurse für Einsteiger:innen auf dem Gelände der Yachtschule Koller in Nussdorf abhält?

Rund ums Wingfoilen und die Region