Bilderbuch:
"Bruckner wäre
stolz auf uns."
Die oberösterreichische Band Bilderbuch rund um Leadsänger Maurice Ernst zählt zu den erfolgreichsten österreichischen Popacts im deutschsprachigen Raum. Wurzeln hat die Indie-Rock-Pop-Band in Kremsmünster, Schlierbach und Linz. Ein Porträt.
Zack! Bilderbuch, betritt die Bühne und wie mit einem Fingerschnipp ist ekstatische Stimmung im gesamten Saal. Das Publikum? Es ist bunt gemischt, zwischen sieben und 70 Jahren sind die Besucher. So wie sich die Band in keine Schubladen stecken lässt, lassen sich auch die Fans nicht klassifizieren. Gemeinsam haben sie aber alle eines: Beine und Hüften zucken zum Beat. Ob in der Elbphilharmonie Hamburg, in der Isarphilharmonie München oder im Linzer Brucknerhaus: Die Leute springen von ihren Plätzen, und plötzlich ist es da, diese postpandemische Party-Feeling, auf das wir alle so sehnsüchtig gewartet haben.
...sagt Maurice und zwinkert seinem Papa im Publikum wohlwollend zu. Und dann geht’s auch schon los: Mit psychadelischen Sounds, nie gehörten Klängen und unglaublichem Körpereinsatz. Denn wenn Bilderbuch die Bühne rockt, dann richtig.
Die vier Männer haben – nomen est omen – eine Bilderbuch-Karriere hingelegt: Als Schulband 2005 gegründet, vertonten die Teenager anfangs Kindergeschichten aus dem "Struwwelpeter". Insofern lag der Bandname "Bilderbuch" nahe. "Irgendwann heißt man so wie man eben heißt. Man gibt auch Kindern Namen die sie ein Leben lang tragen und keiner fragt nach warum Johannes oder Patrick", erzählte die Band einst in einem der seltenen Interviews. Denn Bilderbuch ist medial zurückhaltend und will die Kunst für sich selbst sprechen lassen: "Wer unsere Musik hört, weiß wie wir denken und fühlen. Mehr braucht es nicht."
Von Party-Beats war Leadsänger Maurice schon als Kind und Teenager umgeben. Die Eltern besaßen mehrere Lokale, unter anderem das legendäre "Ozone" in Kremsmünster.
"Das Nachtlokal hat mir den humorvollen Umgang mit Musik, Entertainment und Gastfreundlichkeit vermittelt. Im Prinzip ist ein Konzert zu geben eh sehr nahe an dem, was meine Eltern in ihrem Lokal gemacht haben. Den Pathos und die große Geste habe ich aus der Klosterschule. Und dass ich etwas Tiefes oder den Sinn hinter allem suche", erzählte er einst dem Red Bulletin.
Dabei war der erste Auftritt im Theatersaal des Stiftes Kremsmünster nur zögerlich erfolgreich: Das Publikum verließ während des Konzerts häppchenweise den Saal. Heute sind die Gigs stets monatelang ausverkauft, glücklich wer eine Karte ergattert. Sogar in den USA haben sich die vier Männer mittlerweile einen guten Namen gemacht, spielten bereits in Los Angeles, Boston und New York auf Bühnen, wo schon die Rolling Stones oder Red Hot Chilli Pepper sangen. Was für eine Karriere!
Die Wahlwiener haben das österreichische Selbstbewusstseins des Pops nachhaltig geprägt, heimische Künstler:innen inspiriert und erinnern sich gerne an die Kindheit in Oberösterreich: "Wien hat mir in den letzten Jahren viel gegeben, deshalb glorifiziere ich die Stadt gerne ein bisschen. Gleichzeitig weiß ich, dass mir die Provinz eine super Kindheit geschenkt hat. Sie ist ein Teil von mir." Und dieser Teil kommt nicht nur dann auf der Bühne zum Vorschein, wenn Maurice Ernst ins Mikrofon sagt: