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Green Meetings & Events in Oberösterreich

Was ist ein Green Meeting? Was steckt hinter diesem Trend? Wie wird meine Veranstaltung "Green"?

Für unsere Serie zum Thema haben wir Dr. Regina Preslmair vom Bundesministerium für Klimaschutz & Umwelt gefragt. Dr. Preslmair ist Expertin für das Österreichische Umweltzeichen Green Meetings und hat uns spannende Einblicke in die nachhaltige Veranstaltungsorganisation gegeben.

Wie hoch ist das Interesse bzw. die Nachfrage an Green Meetings in Österreich generell?

Das Interesse ist kontinuierlich groß und gerade wieder stärker im Steigen begriffen. Bisher wurden über 1.200 Meetings und über 450 öffentliche Events mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet (darunter sind auch Veranstaltungsserien bestehend aus mehreren Veranstaltungen) und Veranstaltungen in verschiedenster Größe vom kleinen Workshop bis zu Megaevents wie dem Eurovision Song Contest oder dem Radiologenkongress mit weit über 20.000 Teilnehmern.

© Seminar im Grünen / ÖW_Peter Burgstaller
Seminar im Grünen unter einem Laubbaum

Was macht den Unterschied zu einem konventionellen Meeting aus?

Bei einem dreitägigen Kongress verursacht ein Teilnehmer im Durchschnitt 3,5 kg Rest- und 5,5 kg Papiermüll. Das ist eine Menge, die oft gar nicht aktiv wahrgenommen wird. Ein Green Meeting wiederum spart durchschnittlich 31 % Restmüll und 55 % Papiermüll. Meist können die Teilnehmer eines Green Meetings aber auf den ersten Blick nicht erkennen, was im Hintergrund geleistet wird. Gerade darum sollten die Umweltaspekte und ökologischen Kriterien noch sichtbar gemacht und aktiv kommuniziert werden. Ziel ist ein langfristiges Umdenken der Tagungsbranche.

Es gibt Muss- und Soll-Kriterien für Green Meetings. Welche stellen kein großes Problem mehr dar und an welchen scheitert es besonders oft?

Viele der Kriterien stellen aus Sicht unserer Veranstalter in der Praxis kein allzu großes Problem dar, da sie oft einfach eine Auswahlentscheidung bedeuten, wo die umweltfreundlichere Option gewählt wird. Seitlich finden Sie eine Übersicht aus dem Jahr 2018 welche Kriterien in den Bereichen Mobilität, Beschaffung/Abfall, Catering, Technik, Soziales, Ausstellung und Kommunikation besonders häufig oder besonders selten genutzt wurden.

Da viele Kriterien sogenannte „Sollkriterien“ sind und hier wie gesagt eine Auswahlmöglichkeit besteht, gibt es in der Praxis nur wenige einzelne Kriterien, an denen eine Veranstaltung scheitern könnte. Ein klassisches Beispiel ist ein nicht vorhandenes Abfallwirtschaftskonzept (AWK) der Veranstaltungsstätte. Wenn hier der Locationbetreiber kein AWK vorweisen kann oder will, hat man als Veranstalter wirklich keine Möglichkeit mehr, das zu kompensieren. Das ist übrigens auch eine der grundlegenden Problemstellungen: die richtigen Partner zu finden! Gute Partner sind für jede Veranstaltung wichtig aber wenn man eine Zertifizierung anstrebt, ist man noch stärker darauf angewiesen, dass alle am selben Strang ziehen und bereit sind, nötige Informationen für die Zertifizierung zu liefern.

Das ist auch der Grund, warum viele Veranstalter am liebsten auf zertifizierte Vorlieferanten wie Umweltzeichen-Hotels und Umweltzeichen-Caterer zurückgreifen.

Wie finde ich geeignete, zertifizierte Dienstleister für mein Event?

Als Green Meeting Veranstalter kann man die Umweltzeichen-Software nutzen, die direkt zu den Kriterien jeweils die passenden Umsetzungstipps und weiterführenden Links enthält. Aber auch sonstige Eventveranstalter können auf der Plattform https://infothek.greenevents.at/ viele praktische Links finden. Darüber hinaus bietet die Green Meetings-Broschüre des Österreichischen Umweltzeichens eine gute Ausgangslage mit einer Übersicht über: grüne Eventveranstalter, die Zertifizierungen durchführen dürfen, Green Locations und Seminarhotels, die geeignete örtliche Rahmenbedingungen bieten und Green Caterer, die für die nachhaltige Verpflegung sorgen.

Sind Green Events oft eine einmalige Aktion oder schwenken Veranstalter dann generell um, all ihre Events als Green zertifizieren zu lassen?

Beide Varianten sind möglich. Manche Veranstalter wollen punktuell ein Zeichen setzen andere wollen sich generell neu positionieren und nur mehr Green Meetings anbieten. In der Realität wird man wohl irgendwo in der Mitte landen. Es ist für viele Veranstalter grundsätzlich ein Bedürfnis, bei Veranstaltungen aber auch im eigenen Office-Bereich stärker auf Nachhaltigkeit zu setzen. Gegenüber Kunden ist es ein wichtiges Zeichen für Produkt- und Dienstleistungsqualität des Veranstalters, dass man auch die Zertifizierung einer Veranstaltung als Green Meeting oder Green Event anbieten kann.


Manche Veranstalter wollen punktuell ein Zeichen setzen, andere wollen sich generell neu positionieren und nur mehr Green Meetings anbieten.
Dr. Regina Preslmair
© Foto Oberösterreich Tourismus GmbH/Hermann Erber: Arbeitsgruppe unter freiem Himmel an der Donau in Linz
Vierköpfige Arbeitsgruppe an einem Tisch an der Donau in Linz, im Hintergrund das Linzer Schloss.

Wie hoch ist das Interesse von Seminar-/Kongressbetrieben oder Destinationen, Lizenznehmer, also Zertifizierungsbetrieb zu werden?

Ursprünglich war ja im Umweltzeichen-System nur eine Zertifizierung als Green Event Agentur möglich, die auch von Locations genutzt wurde, die Eigenveranstaltungen durchführen. Seit es auch die Option gibt, sich als spezialisierte Green Location zertifizieren zu lassen, wird diese Möglichkeit auch immer intensiver genutzt. Zertifizieren dürfen Lizenznehmer des UZ62, das sind PCOs, Kongress- & Messezentren, Convention Bureaus, Kongress- und Seminarhotels und Event- und Werbeagenturen. Derzeit sind österreichweit 27 Green Locations ausgezeichnet, die Tendenz ist steigend. Die Zertifizierung von Veranstaltungen als Green Meeting oder Green Event können derzeit 79 Unternehmen durchführen.

Die finanziellen Mittel der Veranstalter spielen sicherlich auch immer wieder eine Rolle. Gibt es hier vielleicht Möglichkeiten für finanzielle Unterstützung oder Förderungen?

Unternehmen, die Green Meetings-Lizenznehmer werden wollen, können sich bei diesem Prozess beraten lassen. Diese Beratung kann im Rahmen der Umweltförderung Inland von den einzelnen Bundesländern gefördert werden. Die Lizenznutzung des UZ62 verursacht Kosten für die Zeichennutzung in Höhe von € 410,-- jährlich, bei größeren Veranstaltern auch mehr. Mit der Lizenz erhalten sie auch den Zugang zu einer speziellen Software, die es ermöglicht, weitere Veranstaltungen selbständig zu zertifizieren. Diese verursacht keine weiteren Kosten, außer natürlich den Personalaufwand bei der Zertifizierung.

Sprechen wir über die Zukunft von Green Meetings: Wohin geht der Trend? Wo sehen Sie noch Potenzial?

Derzeit sehen wir einen starken Trend, dass sich vor allem auch Kulturveranstaltungen für das Thema Nachhaltigkeit interessieren und ihre Veranstaltungen als Green Event durchführen wollen, wie z.B. die Gala für den Österreichischen Filmpreis. Hier gibt es sicher noch viel Potenzial. Es sind auch viele Institutionen und Organisationen aus diesem Bereich damit beschäftigt, ihre Veranstaltungen nachhaltiger und wenn möglich als Green Event durchzuführen.

Ein weiterer Bereich, in dem viel Nachfrage besteht, ist der Sportbereich. Hier vor allem die großen Publikumsläufe, die ja bekanntlich einen sehr großes Ressourcenverbrauch darstellen und daher immer an ressourceneffizienteren Maßnahmen interessiert sind.

© Foto: Max Mauthner: Luchstrail - Blick auf die Große Schlucht im Reichraminger Hintergebirge
Luchstrail - Blick auf die Große Schlucht im Reichraminger Hintergebirge

Stellen sie mehr diese unterstützenden/ermöglichenden Charakter von Green Meetings in den Vordergrund und nicht das Verbieten oder das Verzichten.
Dr. Regina Preslmair
Ministerium für Umwelt und Klimaschutz

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von den Seminarbetrieben, was von den Eventplanern?

Von den Seminarbetrieben würde ich mir wünschen, dass Sie ihr nachhaltiges Angebot noch aktiver kommunizieren und den Veranstaltern schmackhaft machen bzw. diese sogar mit neuen kreativen Nachhaltigkeitsideen motivieren und unterstützen.

Von den Eventplanern wünsche ich mir, dass sie die Green Event-Maßnahmen konsequenter und nachdrücklicher kommunizieren und den Unterstützungscharakter von Green Events stärker in den Vordergrund stellen. Green Meetings sind „Ermöglicher“: sie ermöglichen eine umweltfreundliche Anreise, sie ermöglichen nachhaltige Ernährung auch bei externen Veranstaltungen, sie ermöglichen den Besuch eine Veranstaltung ohne das Hinterlassen von Abfallbergen.

Welche Tipps und Empfehlungen können Sie Seminar- und Eventplanern mitgeben? 

Stellen Sie mehr diesen unterstützenden und ermöglichenden Charakter von Green Meetings in den Vordergrund und nicht das Verbieten oder das Verzichten. Viele Dinge, die man nicht anbietet sind de facto oft kein Verlust oder Verzicht sondern Befreiung oder Entlastung. Der Fokus auf das wirklich Wichtige kann Energien freimachen, die sonst für Nebensächlichkeiten draufgegangen wären.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

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