© Foto: Stephan Teodorovits: Bernhard Höll an seinem Lieblingsplatz
Bernhard Höll blickt auf den Hallstättersee
Bernhard Höll blickt auf den Hallstättersee

Nichts typisch
Salzkammergutlerisches.

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Geben und Nehmen

Aus dem Salzkammergut zieht Bernhard Höll seine Energie, für das Salzkammergut setzt er sie ein. Porträt eines Goiserers, der bewegt.

Weißes Kurzarmhemd, beige Lederhose, grüne Wollstutzen, schwarze Haferlschuhe. Bernhard Höll hat sich herausgeputzt. "Ja, damit halte ich den Sonntag in Ehren", lacht der Sportveranstalter aus Bad Goisern. So dicht dieser Tage sein Terminkalender, so ruhig versucht er, den Wochenschluss zu zelebrieren. "In die Kirche gehen, wenig arbeiten, mit dem Hund marschieren, auf mich schauen." Nur das Rennrad muss noch eine Weile warten. Für sein liebstes Hobby hat Bernhard erst nach der Trophy wieder Zeit.


Die Tracht ist für mich Wertschätzung von Heimat.
© Foto: Stephan Teodorovits: Portrait von Bernhard Höll
Portrait von Bernhard Höll

"Die Trophy" ist Österreichs größter Mountainbike-Marathon, der seit 1998 alljährlich Mitte Juli im Salzkammergut steigt. 5.000 Teilnehmer, sieben Distanzen, unzählige Nebenbewerbe. Und der 55-Jährige als Streckenchef, oberster Logistiker und HR-Manager mittendrin statt nur dabei. Zusätzlich organisiert der gelernte Maschinenbauer auch noch Schwimmwettkämpfe: einen Marathon und einen Eisschwimm-Bewerb. In Sportveranstaltungen sieht er die Möglichkeit, Menschen glücklich zu machen.

Mehr als 200 Kilometer durch die Welterberegion radeln, den knackig kalten Hallstättersee von Nord nach Süd durchqueren, im Winter ohne Neoprenanzug bis zu 1.000 Meter schwimmen. Solche verrückten Ideen kann nur jemand haben, der selbst schon am schmalen Grat der sportlichen Extreme lustgewandelt ist. Und tatsächlich war Bernhard Höll 2003 der erste Mann aus dem Salzkammergut, der sich für den berühmt-berüchtigten Ironman auf Hawaii qualifizieren konnte. 


Ich schätze besonders, dass bei uns im Sommer wie im Winter alle Arten von Sport und Bewegung möglich sind.

Kurz darauf jedoch fand seine über 15 Jahre aufgebaute Triathlonkarriere ein jähes Ende: Schlaganfall. Der Leistungssportler mit der bis dato unerkannten Blutkrankheit musste lernen, zurückzustecken. Spazieren, wandern und in die Berge gehen statt hinauf laufen. Ausgedehnte Rennrad-Touren mit Freunden anstelle kräftezehrender Wettkämpfe. Genussvolles Schwimmen, wo davor die systematische Erfüllung streng getakteter Trainingsvorgaben war.

Vor allem aber kündigte der technische Angestellte nach 25 Jahren seine Vollzeitstelle und wechselte halbtags zum Mountainbike-Club - Gehaltseinbußen hin, Jobsicherheit her. Denn die zuvor nebenbei bewerkstelligte Marathon-Organisation fallen zu lassen, wäre für den leidenschaftlichen Denker und Lenker unvorstellbar gewesen. Zu viel bedeuten ihm all die wunderbaren Kontakte, die ihm das Helfer-Management eingebracht hat und zu gerne bringt er sich bei der Belebung der Region ein.


Kein Hut, kein Stammtisch, kein Verein.

Nicht einmal Plätte fahren kann der Goiserer, obwohl seine Eltern eine "Fuhre" besessen haben. Und doch zeichnet ihn ausgerechnet diese radikale Lebensumstellung als "Dasigen" aus - tief verwurzelt mit Land und Leuten, füreinander da, wenn's um etwas geht.

Auch Bernhards handwerkliche Fähigkeiten, die ihm sein Vater vermittelt hat, sind in der Gegend nicht selten. Gerade erst hat der Steegwirt sein fast 500 Jahre altes Wirtshaus gefühlvoll erweitert und modernisiert. "Schön geworden", urteilt anerkennend der Mann mit dem Faible für alte Techniken und echtes Holz, der unter anderem schon ein original erhaltenes Goiserer Steinhaus liebevoll renoviert hat. Dennoch trifft man die Naschkatze deutlich häufiger bei Kaffee, Kuchen oder auch beim Mittagssnack in Kurti's Cafe im Baumhaus. Aber wenn schon ein "Bratl in der Rein", dann hier, aus der Haubenküche am See.

© Foto: Stephan Teodorovits: Trachtiges Detail von Bernhard Höll
Trachtiges Detail von Bernhard Höll

Berge, Seen und Brauchtum

Bernhards Lieblingsplätze hingegen sind stille Oasen des Glücks: der Badeplatz seiner Kindheit, die Hütte im - vom Vater geerbten - Wald. Auch den Attersee mag der Frühaufsteher gerne, für sein Türkisblau und seine Wellen und die herrliche Rennradrunde drum herum. Am Gosausee gefällt ihm die dramatische Kulisse mit Gosaukamm und Dachstein. Am Wolfgangsee schätzt die wärmeliebende Wasserratte die angenehmen Temperaturen. Vor allem aber hat's dem tiefgründigen Grübler eine etwas erhöht liegende Wiese am Ostufer des Hallstättersees mit Blick übers mysthisch dunkle Wasser in den finsteren Koppenwinkel und auf den mächtigen Krippenstein angetan. "Hier ist die Gegend noch weit und offen. Je weiter man reinschaut in die Täler, desto enger und verschlossener wird's. Ein bissl wie die Leut' da", sieht er in dem Flecken ein Sinnbild für die gesamte Region.

Vor 15 Jahren, mit Stoppelglatze und auf Hawaii getrimmt, wusste Bernhard weder mit dieser latenten Engstirnigkeit umzugehen, noch mit den in seiner Heimat gern gelebten Traditionen à la Dirndl, Paschen oder Glöcklerlauf. "Ich habe da vieles nicht verstanden." Mehrere Schicksalsschläge, allen voran der Tod seines dreijährigen Sohnes Noah, haben ihn seither viel über den Sinn des Lebens und seine Rolle darin nachdenken lassen. "Ich habe im Glauben eine Stütze gefunden und erkannt, dass jeder Moment wichtig ist." Heute machen Berge, Seen und Brauchtum für den unermüdlichen Netzwerker das Salzkammergut aus. Und jeden Tag, den er hier verbringen darf, betrachtet er als Geschenk. Aus dem bodenständig aufgewachsenen Sportler, dem sein Umfeld ziemlich egal war, wurde ein sportlich aufgewachsener Bodenständiger. Ein Mann, dem der Herrgott, das Salzkammergut und seine Menschen neue Kraft und frischen Lebensmut gegeben haben, was er der Region und ihren Bewohnern wiederum mit seinen Möglichkeiten vergelten will.

Entweder - oder

Saibling oder Sushi?
Saibling, ganz klar.

Gamsjagatage oder Narzissenfest?
Gamsjagatage.

Almfest oder Brauchtumsabend?
Hmmm ... Brauchtumsabend.

Waldweg oder Klettersteig?
Waldweg.

Lycra- oder Lederhose?
Lieber Lederhose.

Vogelausstellung oder Museumsbesuch?
Vogelfangen finde ich voll fies, auch, wenn's hier Brauchtum ist. Dann eher noch ins Museum.

Mountainbiken im Salzkammergut

© Foto: Oberösterreich Tourimus GmbH/Moritz Ablinger: Mountainbiker pausieren am See
Mountainbiker pausieren am See

1.500 km Mountainbike-Wege

... durchziehen das romantische Salzkammergut. Highlight ist die mehrtägige Dachsteinrunde. Im Salzkammergut Mountainbike Zentrum in Bad Goisern werden geführte Touren und Fahrtechnik-Trainings angeboten, spezialisierte Unterkunftsbetriebe unterstützen Biker mit zahlreichen Service-Leistungen. Touren-Infos gibt's hier online oder als gedruckten Führer (Schubert & Franzke, Salzkammergut Mountainbiking) um € 10,80.

Salzkammergut-Touren

Skill Center und mehr

Aktuell arbeitet Bernhard Höll auch an der Modernisierung des Streckennetzes im Salzkammergut. Flowtrails und technische Up- und Downhillstrecken sollen das Forststraßen-Angebot ergänzen. Außerdem rückt sein lang gehegter Wunsch, in Bad Goisern etwas für Kinder zu machen, in greifbare Nähe. Ein Skill Center ist geplant, damit der Bike-Nachwuchs, aber auch E-Biker, auf speziellen Übungstrails und Hindernissen spielerisch ihre Fahrtechnik verbessern können. 

Bike Arena Obertraun

An der ganzjährig befahrbaren, rund fünf Kilometer langen Cross Country Strecke am Fuße des Krippenstein war Bernhard als Ideenspender und Bauarbeiter beteiligt. Konzipiert als weltcuptaugliche Wettkampfstätte, beinhaltet sie wurzelige Waldpassagen, mächtige Rockgardens, Sprünge unterschiedlicher Höhe, Anlieger-Kombinationen und Northshoretrails mit höchstem technischen Anspruch. Ein 290 m langer Pump Track ergänzt die Anlage, auf der mehrmals jährlich auch Rennen stattfinden.

Bike Arena Obertraun
© Foto: Erwin Haiden/nyx.at: Mountainbiken bei der Ewigen Wand im Salzkammergut
Mountainbiken bei der Ewigen Wand im Salzkammergut

Höllisch gut betreut

Für diese drei Events brennt Sportveranstalter Bernhard Höll:

 

Salzkammergut Trophy

Österreichs größter Bike-Marathon, mit sieben Distanzen von 22 bis 210 Kilometer, Nachwuchs-Bewerben, Einrad-Rennen, Bewerben für Gravel- und E-Biker sowie einer riesigen Bike-Messe. Abgerundet wird das Juli-Wochenende von einem bunten Rahmenprogramm: von geführten Touren, über Hubschrauberflügen bis hin zur Ö3-Disco.

Mehr über die Trophy

Hallstättersee Schwimm Marathon

Anfang August steht die Durchquerung des Hallstättersees von Untersee nach Obertraun (10 km Langdistanz, Solo oder Staffel) am Programm. Alternativ werden Kurzdistanz (2,1 km), Volksschwimmen (1,1 km) und Aquathlon (800 m Schwimmen/4.000 m Laufen) angeboten.

Zum Schwimm-Marathon

Hallstättersee Ice Swimming

Nochmal Hallstättersee, aber diesmal, weil Anfang März, tief winterlich: Sechs Bewerbe (50 m Brust oder Kraulen, 100, 200 oder 1.000 m Kraulen, 4 x 50 m Mixed Staffel) warten auf kälte-resistente Helden und Heldinnen im Strandbad Obertraun. Neopren-Verbot! 

Zum Ice Swimming

Autorin dieses Portraits: Lisi Hager.

Auf Bernhard's Spuren im Salzkammergut

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