Bei Anna, Matthias, Sebastian, Daniel und Martin, den Biker:innen vom Steyregger Pfenningberg.
Wie man aus der Not eine Tugend macht und dass durch Miteinander-reden die Leute auch tatsächlich zusammenkommen, das zeigt die Initiative MTBLinz. Auf eindrucksvolle Art und Weise. Eine Geschichte voller Ideen, Leidenschaft und der Überzeugung, dass der Glaube an etwas vielleicht nicht gleich den ganzen Berg versetzen, aber am Berg alles verändern kann.
Daniel lacht und genießt den Blick an den großen Laubbäumen vorbei auf die Nachmittagssonne über Linz. Allein der Aussicht wegen lohnt es sich, auf den Pfenningberg zu kommen. Doch die meisten sind zum Biken hier. Das Panorama ist dabei fast immer nur Kulisse, wunderschöner Nebendarsteller. Das ist so, seit es das Mountainbiken gibt. Manche sagen, schon seit über drei Jahrzehnten. Trotzdem haben sich erst in den vergangenen beiden Jahren die Karten völlig neu gemischt und es herrscht Harmonie am Berg, die es vorher so nicht gab. Alles dank MTBLinz und des unermüdlichen Einsatzes von anfangs vier Freuden, die gemeinsam an etwas Größeres glaubten. Und das heute zu elft immer noch tun.
Wie sagte schon der französische Autor Victor Hugo? Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Ein Zitat, wie für MTBLinz gesprochen. Doch alles der Reihe nach. Daniel, mit vollem Namen Daniel Huemer, Klaus Manhal, Sebastian Hochgatterer und Claus Struber haben sich mit Haut und Haaren dem Biken verschrieben und sind schon lange Teil der großen Linzer Mountainbike-Szene. Und wie viele andere auch schon lange und oft am Pfenningberg mit ihren Bikes unterwegs. Die Situation war dabei gelinde gesagt problematisch. Ein Durcheinander schlechter, ungewarteter Trails, illegale Nutzung, ungeklärte Haftungsfragen, große Unfallgefahr und unzufriedene Gesichter wohin man blickte. Das ging so weit, dass eine generelle Sperre und Besitzstörungsklagen im Raum standen.
Die Lage war außer Kontrolle und stand kurz vor der Eskalation. Der Grundstückseigentümer Niklas Salm-Reifferscheidt, die Jäger- und Forstwirtschaft, die Anrainer:innen und natürlich auch die Bikerinnen und Bikern selbst – alle merkten, dass es so nicht weitergehen konnte. Es musste etwas passieren, alle Parteien an einen Tisch gesetzt werden. 2021 gründeten die vier dann MTBLinz. Aus einer Notwendigkeit heraus. Eine Initiative die zum Ziel hatte, ein legales und nachhaltiges Mountainbike-Angebot am Pfenningberg zu realisieren. Gemeinsam mit allen Akteuer:innen. Und genau das machte sie. Und von da an ging es bergauf.
Nach mehreren Treffen, bei dem jeder dem anderen zuhörte, war schnell klar, dass alle ohnehin das gleiche Ziel verfolgten. Niemand wollte die Sportlerinnen und Sportler vertreiben. Der Wildwuchs und der unkoordinierte Eingriff in die Natur waren das Problem. Verträge wurden geschlossen, ein Korridor durch den Mischwald für den ersten legalen Trail in Linz gefunden und gemeinsam mit dem neu-gegründeten fünfköpfigen Wegeerhalterteam ein Streckenverlauf für den neuen Hornissen-Trail erdacht.
Die größten Hürden waren genommen, jetzt ging es neben dem Bau der neuen und Rückbau der alten Strecken vor allem darum, die Szene auf das Projekt einzuschwören. Die größte Überraschung dabei war, dass sich sofort alle an die Auflage hielten, die alten Trails, die teils durch sensible ökologische Flächen führten, nicht mehr zu befahren und auch auf das Hinaufshutteln mit dem Auto zu verzichten.
Heute gibt es vier offizielle Singletrails am Pfenningberg, von denen der Hornissen-Trail der längste, abwechslungs- und facettenreichste ist. Das Aushängeschild, ohne Zweifel. Kurvig, flowig und trotzdem verzeihend, kann man ihn in vielen Varianten fahren. Dank seines Verlaufs ist er für den Anfang ebenso geeignet wie für Fortgeschrittene. "Ein Trail, der auch nach hunderten Fahrten immer noch Spaß macht."
Davon kann Daniel ein Lied singen. Heute ist er mit Anna, Matthias, Sebastian und Martin unterwegs gewesen und gemeinsam genießen sie den Ausklang des Tages auf ihrem "Lieblingsbankerl", dem BikeFeelingBankerl. Mit Blick hinunter auf die Stadt und die sich im warmen Herbstlicht dahinschlängelnde Donau. Immer wieder kommen andere Biker:innen vorbei und bleiben auf einen kurze Plauderei stehen. Man kennt sich hier oben. Am Pfenningberg funktioniert mittlerweile alles und jeder ist happy.
Das haben auch andere Regionen mitbekommen. Die Initiative gilt als Vorbild für viele andere Projekte und immer wieder schauen sich Interessierte aus ganz Österreich in Linz und Steyregg an, wie kollektiver Konsens funktionieren kann. Gerne zeigt man den Berg her und stellt auch das gesammelte Know-How zur Verfügung.
Für die Initiative war der Pfenningberg erst der Anfang. "Unsere Vision ist es, dass wir auf allen Bergen, die man von hier aus sieht, ähnliche Projekte umsetzen können. Linz ist perfekt zum Biken und das Angebot für die große Nachfrage immer noch viel zu klein", erzählt Matthias von den Plänen für die nähere Zukunft. Bestehende Kooperationen mit der Stadt gibt es bereits. Und wer die mittlerweile elf Jungs und Mädls vom Pfenningberg kennt, der weißt, dass sie all das auch durchsetzen, was sie sich vornehmen.
Für uns ist MTBLinz eine Geschichte, die nicht oft genug erzählt werden kann. Eine Geschichte, die am Schluss nur Gewinner:innen kennt. Die Bike-Szene in Linz, die nun endlich sorgenfrei und ohne Konflikte Radfahren kann, all die anderen Akteuer:innen, die Natur und der Verein selbst. Wir sind gespannt, wie diese typisch-oberösterreichische Geschichte weitergehen wird...
Die Befahrung ist kostenlos und ganzjährig erlaubt. Zum Wohle der Natur und der Wildtiere wird allerdings ein besonders hoher Wert auf die Einhaltung der vertraglich fixierten Tagesöffnungszeiten gelegt. Nachtfahren ist generell verboten.
Sommersaison:
von 1. Mai – 30. September: 8:00 bis 20:00 Uhr
Wintersaison:
von 1. Oktober – 30. April: 9:00 bis 17:00 Uhr