Wer mit Helmut Steinmassl in Berührung kommt, der sollte sich anstecken lassen: von seiner grenzenlosen Begeisterung für das Klettern und die Berge. Der Bergführer hinterlässt Spuren, die auch andere einen Schritt weiterbringen.
Seine Haare sind leicht gekräuselt, der Handschlag ist felsenfest, der Blick sonnenklar. In seinen drahtigen Armen und Beinen steckt unbändige Kraft, die er mit viel Kreativität und noch mehr Knowhow auf die Berge umlegt.
Langweilig wird dem 58-Jährigen nie. Um seine Grenzen zu finden, kann er richtig weit gehen, er muss aber nicht lange fortfahren.
Die Berge beginnen sich vor seiner Haustüre in Spital am Pyhrn aufzuwölben.
Dort ist sein Wohnzimmer, sein Spielplatz, seine Kraftkammer - ein Platz der Ruhe und Entfaltung.
"Wir haben eine enorme Vielfalt an bergsportlichen Möglichkeiten in der Pyhrn-Priel-Region."
schwärmt der Berg- und Skiführer. Ihn hat es zu extremen Touren nach Alaska bis in den Himalaya gezogen, aber heute geht er lieber Skitouren in den Tälern von Hinterstoder, klettert an der Kampermauer neue Linien, er entdeckt und erforscht Höhlen, die das Tote Gebirge und das Sengsengebirge zu einer verborgenen Unterwelt machen. Eine ganz besonders eindrucksvolle Höhle hat er nach seiner Tochter Klara benannt. Aber bleiben wir an der Oberfläche von Oberösterreich.
"Du kannst bei uns so viele verrückte Sachen erleben - und bist dabei mit geringerem Risiko unterwegs als andernorts. Wir haben Schätze begraben, die im Tiefschlaf schlummern, und die kaum jemand erkennt."
Es gibt einen Platz, an den Heli Steinmassl immer wieder zurückkehrt. An die Kampermauer. Dort findet er seine Schätze in Form von Kletterrouten. Die Felsen türmen sich auf der Sonnenseite des Hengstpasses bis zu 300 Meter hoch in den Himmel. Heli kennt hier jeden Griff und Haken. Viele der mehr als 300 Routen hat er selbst zuerst erklettert und erschlossen. Das Klettern fasziniert ihn.
Einerseits ist es die sportliche Herausforderung, schwierige Routen mit möglichst eleganten Bewegungen zu meistern, und andererseits ist es die Ruhe und die Natur, die einen still umgeben.
Die Nordseite der Hallermauern ist mit ihren Graten und Karen ein stiller Beobachter dieser kraftvollen Tänzer in der Vertikalen. Applaus spendiert der Laussabach, der auf der anderen Seite der Hengstpassstraße zwischen grünen Wiesen und Wäldern munter vor sich hin plätschert.
Als andere Jugendliche zum Fortgehen anfingen, da hat der Heli die Berge für sich entdeckt. Als 15-Jähriger nahmen ihn ältere Bekannte erstmals in die Pyhrn-Priel-Gegend mit. Da war schnell klar, dass der Weg des Tischler-Lehrlings steil bergauf führen wird und er hier eine Wohnung braucht.
"Diese Faszination findet man nicht auf Youtube. Die Berge haben mich derart begeistert, sodass ich das Bergsteigen intensiv weiter verfolgt habe."
Als 26-Jähriger hatte Steinmassl die staatlich geprüfte Bergführer-Ausbildung in der Tasche, und heute, drei Jahrzehnte später, wird er immer dann gerufen, wenn es für andere nicht mehr weitergeht: als Bergretter und Höhlenretter. Er ist Ausbildner in diesen Bereichen und auch als Lawinenexperte ein gefragter Fachmann.
Mit seiner Bergschule "Leben Extrem" schafft es Steinmassl immer wieder, auch andere Kinder (und Erwachsene) für das Draußensein zu begeistern.
An ihre eigenen Grenzen herangeführt hat er schon viele - zum Beispiel im "Hexenkessel"-Klettersteig im Höllgraben bei Rosenau.
In zwei Jahren fertigte er diese Erlebnis-Arena eigenhändig an, spannte Stahlseile über eine Schlucht, baute eine riesige Hängebrücke wie sie vergleichbar in Nepal von der einen auf die andere Talseite führt.
Die Besucher können mit einem 180 Meter langen Flying-Fox austesten, ob ihre Nerven so stabil wie Drahtseile sind.
Wenn sie halten, dann kommt Steinmassl seinem Ziel nahe:
Die Heimat von Helmut Steinmassl bietet eine Vielzahl von abwechslungsreichen Touren - hier ist für jeden Tag, jedes Alter und für jeden Schwierigkeitsgrad etwas dabei:
Wir haben super Sportklettergebiete, sie liegen alle verstreut mit unterschiedlichem Charakter, unterschiedlichen Zustiegslängen und Ausrichtungen. Durch die gute Absicherung und den verschiedenen Schwierigkeiten bietet die Kampermauer die breitesten Möglichkeiten. Wer sich in einer alpinen Mehrseillängen-Tour versuchen möchte, dem sei die "Vegetarierkante" empfohlen. Diese superschöne Route kann man mit Klemmkeilen und Friends selber absichern.
Es gibt zu jeder Witterung, Schnee- und Lawinenlage die passende Tour. Mich begeistern die steilen Täler in Hinterstoder, beginnend vom Sigistal über Schobertal, Wassertal, Turmtal, Prentnerkar und Dietlhöll. Dort mache ich gerne Rundtouren, zB Sigistal hinauf und Wassertal hinunter. Das sind alles lange Touren mit alpinen Herausforderungen. Wer's gemütlicher haben will, der findet am Hengstpass oder im Bereich der Wurzeralm schöne Skitouren.
Einer der schönsten Wege ist für mich das Salzsteigjoch mit Weiterweg zu Steirersee und Tauplitz. Hier kommen extreme Landschaftskontraste zusammen. Auch der Dolomitensteig bietet sehr schöne Kontraste: sanfte Almwiesen wechseln mit steilen Türme und einem kurzen Schuchtteil ab.
Es gibt neben den geschützten Höhlen (Rettenbach-, Klara-, Kreidelucke, Gamssulzen, Knochenhöhle im Ramesch) mehrere hundert interessante Höhlen, welche verstreut im Toten Gebirge und Sengsengebirge liegen. Für die geschützten Höhlen braucht man eine Naturschutzgehmigung, alle anderen sind frei begehbar. Bitte nichts zerstören und so zurücklassen, wie ihr sie auffinden wollt. In der Kreidelucke finden immer wieder Führungen statt, Ansprechpartner ist der Nationalpark oder einer von uns sechs Höhlenführern.
Eine Familientour muss kurzweilig sein und viel Abwechslung bieten. Eine Möglichkeit ist eine Wanderung zu einer unserer Hütten. Zum Beispiel die Gowilalm mit eventuellem Weiterweg zum Kleinen Pyhrgas, die Dümlerhütte von der Wurzeralm mit Abstieg zum Gleinkersee, aber auch der Stubwieswipfel und das Wurzerkampl sind schöne Ziele von der Wurzeralm aus. Die Wanderung durch die Dr.-Vogelgesang-Klamm zur Bosruckhütte ist auch sehr beliebt. Die Kinder lieben übrigens auch "Schnitzeljagden", aber da muss sich Papa schon gut vorbereiten und ein paar Sachen verstecken oder Geocaches suchen.
Vom Steyrlinger Brunnental herüber zum Weißenbach bei Hinterstoder wandern. Nicht den Haindlbodensteig verwenden, sondern bis zu den Schotterbänken der Haindlböden immer im Wasser des Weißenbaches bleiben.
Diese Reportage wurde mit großer Sorgfalt von Marlies Czerny recherchiert und geschrieben.