Hüttenwirtin Teresa:
Mit dem Dachstein
per Du.
Wie eine Psychotherapeutin mit Omas Rezepten das Wiesberghaus zur Naturfreunde-Hütte des Jahres machte, Glücks- und Klicksgefühle hervorruft und das auch noch so richtig nachhaltig. Sogar eine Honeymoon-Suite gibt es auf 1.884 Metern.
Am Berg ticken die Uhren anders und das ganz besonders im Wiesberghaus mit Blick auf das Dachsteinmassiv und den Hallstätter Gletscher. Seit 2020 ist dort die Psychotherapeutin Teresa Kritzinger samt Lebenspartner Moritz Schilcher und Sohn Felix zur Pächterin des Naturfreundehauses. Eigentlich war sie anfangs nur als Aushilfe auf der Hütte. Teresa hatte während des Studiums in Salzburg ihrer Mutter, der Vorpächterin, geholfen. Aber dann hörte sie den Ruf der Berge. Und der ließ die junge Frau nicht los, bis sie selbst zur Pächterin wurde.
Es ist Nachmittag. Die Gäste sitzen gemütlich. Teresa holt einen großen Schlüssel hervor und zieht die alte Uhr auf, die in der Gaststube hängt. Schließlich ist die Hütte fast 100 Jahre alt. Dann muss die Köchin eigener Gnaden in die Küche. Sie baut auf jede Menge Erfahrung. Denn viele Rezepte, die das Wiesberghaus kulinarisch so besonders machen, stammen von ihren Omas Olga und Erika. Alles ist hausgemacht. “Sogar die Germknödel machen wir selbst. Und natürlich wird der Teig für den Strudel selbst und hauchfein gezogen”, sagt die junge Hüttenwirtin, die bei Schönwetter bis zu 80 Bergfexe und Bergfeen, die im Hause logieren, zu verköstigen hat. Natürlich ist Regionalität Trumpf.
Auch Verliebte und Frischvermählte kommen und logieren dann – wie könnte es anders sein - in der Honeymoon-Suite auf Wolke 7. “Wir hatten hier oben sogar schon eine Hochzeit. Das Paar hatte sein erstes Date auf unserer Hütte, hatte sich bei uns verlobt und dann auch hier – in Tracht - geheiratet. Die Gäste mussten natürlich zu uns wandern. Anders erreicht man uns ja nicht. Das war für alle ein ganz besonderes Ereignis.”
Auch viele Tagesgäste kommen vorbei, um etwa den Kaiserschmarrn à la Teresa zu probieren. Auch ihr selbst gemachtes Spezial-Müsli vom Frühstücksbuffet ist legendär, ein Porridge mit Äpfeln, Bananen und einigem mehr. Und sogar gluten- und lactosefrei gibt es am Berg: Hirsebrei mit Hafermilch, Äpfel, Bananen und Datteln. “Damit man auch mit Unverträglichkeiten gut in den Tag starten kann”, sagt Teresa. Fleischverliebte kommen auf ihre Kosten, ebenso wie Veggies. Sogar das Drei-Gang-Abendmenü für Übernachtungsgäste wird in beiden Varianten angeboten.
“Am Berg läuft vieles anders als im Tal”, sagt die Gastgeberin. Da muss man etwa mit Regenwasser-Reservoirs dem Umstand ein Schnippchen schlagen, dass es im Dachstein-Kalk keine Quellen gibt, da alles gleich versickert. Dass der Strom vom Generator kommt, ist am Berg nicht erstaunlich. Dass ihn aber Energie der Sonne dank Photovoltaik antreibt, wenn sie am Himmel steht, macht die Hütte ziemlich nachhaltig. Das Wiesberghaus ist dank Internet nicht nur für Glücks- sondern auch für auch für Klicksgefühle gut. Dies etwa, wenn man den perfekten Sonnenuntergang, prächtig zu sehen von der Terrasse, sofort mit aller Welt teilen muss. Das alles und vieles mehr hat das Wiesberghaus, gegründet 1927 von den Naturfreunden, zur “Hütte des Jahres 2024” gemacht, was stolz beim Eingang vermerkt ist.
Lässig statt stressig geht es auch in der Hütte zu. Teresa bleibt auch im größten Ansturm der Ruhepol. Magdi serviert so prompt, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Zwei “Wiesberghaus-Sherpas” aus Nepal, seit Jahren immer im Sommer im Team, halten Hütte und Küche blitzblank. Mittendrin hilft oft auch Teresas Mama Renate Kritzinger, die das Wiesberghaus von 2015 bis 2020 als Pächterin auf den Weg zur heutigen Exzellenz brachte.
Die drei riesigen Berner Sennenhunde Bounty, Chosy und Theo liegen so entspannt herum, dass sie nicht einmal blinzeln, wenn man über sie drübersteigt. Kommen jedoch zwei sehr spezielle Gäste, heben sie sofort den Kopf. Es sind Moritz, der Schatz von Teresa, mit Söhnchen Felix, aus Bad Goisern, die oft zur preisgekrönten Hütte aufsteigen.
Bald 100 Jahre also sind es, dass die Hütte in den Bergen thront und Gäste aus verschiedensten Bereichen gemeinsam an einen Tisch lockt. Ob Bankmanager oder Fernkraftfahrer – “die Berge sind Seelentröster, man ist weit weg von den Problemen zu Hause und bekommt eine neue Perspektive auf das Leben”, sagt Teresa weise lächelnd und fügt hinzu: "Nicht umsonst besagt ein Sprichwort: