Von Hopfenliebe
und Kräuterzauber.
Zu Besuch bei Katrin und Matthias Schett in Sandl.
Sanft verzieht sich der Schleier des Morgendunstes über dem Mühlviertel und gibt den Blick frei auf die sanften Hügeln und dichten Wälder auf beinahe tausend Metern Höhe. Goldenes Licht streichelt die Wiesen, als würde es vorsichtig den neuen Tag wecken. Hier, in Sandl, wirkt es, als wäre die Welt ein wenig langsamer, ursprünglicher und reicher an Sinnlichkeit. An diesem Ort haben Katrin und Matthias Schett ihren Lebensmittelpunkt gefunden – und mit Schetti‘s Braumanufaktur und The Herbal Nerd ihre Leidenschaft zum Bierbrauen und den natürlichen Kräutern und Lebensmitteln zum Beruf gemacht.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Denn der gemeinsame Weg der beiden war alles andere als vorgezeichnet. Katrin Schett, aufgewachsen als Tochter eines Försters hier in Sandl, zog es hinaus in die Ferne. Rebellisch und neugierig auf die Welt, wollte sie weit weg vom kleinen Dorf, hin zum Leben in der Stadt. In die Schweiz, später nach Linz. “Ich wollte etwas Neues erleben.” Doch irgendwo zwischen Studium des Sozial- und Verwaltungsmanagements, dem Job an der FH in Hagenberg und der Kräuterpädagogik als neuem Steckenpferd fand sie zurück zu ihren Wurzeln. Denn etwas Entscheidendes fehlte: “Ich wollte am Ende des Tages sehen können, was ich mit meinen Händen geschaffen habe”, sagt sie und erinnert sich an jenen Herbst, als die Bäume des Gartens in Sandl schwer von Früchten waren und sie begann, diese einzukochen. Schnell entwickelte sich daraus eine neue Leidenschaft und schließlich ihre Feinkostmarke “The Herbal Nerd”. Das handwerkliche Arbeiten mit Kräutern und Früchten, das Einkochen und Tüfteln – das war es, was sie schließlich glücklich machte.
Matthias Schett kommt ursprünglich aus Rum bei Innsbruck. Ein Mensch, der die Berge und das Stadtleben im Herzen trägt. Zum Studieren ist der heutige Software-Entwickler nach Hagenberg gekommen, wo er auf einem Fest Katrin kennen gelernt hat. Liebe auf den ersten Blick? “Die Sympathie war sofort da”, lächelt Katrin, “trotz der Tatsache, dass Matthias vermutlich der einzige Mensch ist, der keine Spaghetti mag – und ich ihm gleich beim ersten Treffen Bärlauchspaghetti serviert habe.” Matthias hat tapfer gegessen – und geblieben ist er auch. Humor, viel Mut und noch mehr Herz – so begann ihre gemeinsame Reise. Und der Rest ist wieder einmal Geschichte.
Matthias war schon immer leidenschaftlicher Biertrinker. Zum 30. Geburtstag schenkte ihm Katrin ein kleines Brauset. Nichtsahnend, was sie damit auslösen würde. Was als Geschenk begann, entwickelte sich schnell zur Passion: “Irgendwie wurde aus dem kleinen Hobby rasch eine echte Begeisterung”, lacht Matthias. Ein Hobby, das nicht nur ihn fesselte, sondern bald auch Freunde und Familie geschmacklich überzeugte. Die Geburtsstunde von “Schetti’s Braumanufaktur”.
Die Liebe zum Lebensmittel, zur Region und zur echten, ehrlichen Handarbeit war bei den beiden immer schon da. “Wir wollen wissen, woher unser Essen kommt”, erzählt Matthias. Ein Anspruch, der so tief geht, dass selbst ihre Kinder sich standhaft weigern, Milch aus dem Tetrapack zu trinken. “Die kennen nur die Milch vom Bauern!” Echtheit, Frische, Nähe – das ist, was für Familie Schett zählt.
Ihre Philosophie zieht sich konsequent durch alle Produkte. Matthias’ Biere erzählen Geschichten – wie etwa das leichte Session IPA, “das einfach perfekt ist nach dem Rasenmähen im Sommer”. Oder das ungewöhnliche Senfbier, das Matthias augenzwinkernd empfiehlt, “wenn man eine Leberkässemmel zur Hand hat, aber den Senf vergessen hat”.
Auch Katrins Sirupe und Feinkostkreationen tragen diese ganz persönliche Handschrift – etwa der Hopfen-Minze-Sirup, gemeinsam mit Matthias‘ Bier ideal für einen einzigartigen Radler. Oder die feinen Fruchtessige, die aus jedem Salat etwas Besonderes machen. „Ich möchte keine Produkte herstellen, die man überall bekommt“, sagt sie bestimmt. "Es sind die besonderen Kombinationen, die Geschichten dahinter, die zählen.“
“Sandl hat etwas von Kanada”, sinniert Matthias. Die Weite, die Reinheit, die klaren Flüsse. Vor allem aber macht das Wasser Sandl außergewöhnlich. “Es ist die perfekte Basis für unser Bier. Weich, rein, lebendig – genau richtig, um daraus etwas Besonderes entstehen zu lassen.” Und Katrin ergänzt: “Diese Gegend hier, dieses Ursprüngliche und Natürliche, das wollen immer mehr Menschen erleben. Es ist eine Rückkehr zu dem, was wirklich zählt.”
Die Zukunft sieht vielversprechend aus: Durch die Teilnahme am Tourismus-Inkubator Oberösterreich und Erfolge wie dem dritten Platz bei der Austrian Beer Challenge haben Katrin und Matthias kräftigen Rückenwind erhalten. Doch trotz des Wachstums, trotz der Erweiterung ihrer kleinen Manufaktur bleiben die Ziele bodenständig und persönlich. “Wir wollen wachsen, ja – aber so, dass wir uns dabei nicht verlieren”, erklärt Matthias. “Unser Anspruch ist und bleibt: Qualität, Regionalität, Handarbeit und Innovation.” Und dabei etwas entstehen zu lassen, was der Familie ein gutes, echtes Leben garantieren kann.
Wenn die Sonne am Abend hinter den Hügeln verschwindet, wenn Matthias zufrieden einen Schluck seines Lieblingsbiers genießt und Katrin die letzten frisch eingekochten Gläser etikettiert, dann wissen sie beide: Hier oben, zwischen Brauerei und Kräutergarten, umgeben von Wäldern und Wiesen, haben sie ihren Platz gefunden. Ihren persönlichen Ort, an dem nicht nur Bier und Sirup entstehen, sondern Geschichten vom Leben und der Liebe erzählt werden.
…Matthias bis heute keine Spaghetti isst? Und auch keinen Bärlauch mag?
…Bier hervorragend geeignet ist, um köstlichen Essig daraus zu machen?
…Schetti’s gerade im neuen Glanz erstrahlt und einen neuen Rundum-Look verpasst bekommen hat?
…Katrins “Hopfen-Minze”-Sirup das hauseigene Session IPA zu einem perfekten Radler macht?
…Schetti’s Beer heuer der OÖ Sommerfrische am 30. und 31. Mai 2025 am Heldenplatz in Wien dabei ist?