Tobias Pötzelsberger:
"Ich bin ein
Grenzgänger"
Bei 1,5 Millionen Österreicher:innen ist Tobias Pötzelsberger täglich Gast im Wohnzimmer. Der tiefgründige “Zeit im Bild”- Anchorman hat neben harten Fakten eine sensible Seite: Die zeigt der gebürtige Innviertler mit seiner Band im jüngsten Album “Prudence”. Als Grenzgänger zwischen Medien und Musik, Wien, Salzburg und Oberösterreich liebt er “Bratl in der Rein”, den oberösterreichischen Hoamatgsang und das Daheimgefühl im Innviertel. Beim Oberösterreicher Ball in Wien ist Pötzelsberger einer der Hauptacts.
Grundsätzlich etwas zwischen Folk und Pop – vom Gefühl möchte ich eine Wohnzimmer-Atmosphäre entstehen lassen – etwas Wärmendes, das anschmiegsam klingt. Ein Ambiente, in dem man sich in der Musik fallen lassen kann. Gefühl ist das Wichtigste – ich suche Melodien und Stimmungen, die etwas für mich ausdrücken. Einem ZiB-Moderator würde man wohl eher ein Sachbuch zutrauen als gefühlvolle Popmusik. In erster Linie mache ich aber Musik, weil sie mich glücklich macht und erst in zweiter Linie denke ich daran, ob sie jemandem gefallen könnte. Das ist vielleicht sogar ein wenig egoistisch – ich brauche Musik, um zufrieden zu sein.
(Lacht.) Das ist ein verlockender Gedanke, aber ich bin ein Mensch, der auf Sicherheit gepolt ist. Ich glaube ich würde das im Endeffekt nicht machen, wiewohl ein internationaler Hit natürlich großartig wäre und für jeden Musiker ein Ziel ist. Wir haben jetzt bis Ende 2025 Gigs in ganz Österreich gebucht (zu den Tourdaten) – da bin ich eh sehr ausgelastet, vor allem weil ja die “Zeit im Bild” mein Hauptjob ist und berufliche Priorität hat. Die Zeit mit meinem Sohn ist mir auch sehr wichtig. Zwischendurch muss dann auch noch Platz für meine Leidenschaft Tennis bleiben.
Das wäre eine wohlgeformte, umarmende Melodie. Etwas Getragenes im 6/8 Takt, das ein wärmendes Gefühl hinterlässt. Der 6/8-Takt ist gefühlvoller als der kantige 3/4-Takt und der stampfende 4/4-Takt. Der “Hoamatsang” – die oberösterreichische Landeshymne ist ja beispielsweise unschlagbar. “Dein Sunn hat mi trickat, wann mi gnetzt hot dein Regn.” Wunderschön!
Oberösterreich hat ganz viele verschiedene Seiten. Ich komme aus dem südlichsten Innviertel, wo die Alpen schon immer näher rücken und man gleichzeitig Seen und Hügellandschaften hat. Die Region hat eigentlich alles: Vom schroffen Bergpanorama bis zu den perfekten blauen Seen, die zur Sommerfrische einladen. Und dann gibt es in Oberösterreich auch noch Gegenden, die man sich vielleicht ein bisschen erarbeiten muss: Das Mühlviertel etwa, das man wandernd am besten entdeckt. Oberösterreich ist vor allem auch vielgesichtig und was ich besonders schätze: sehr grün. Man kann einfach seine Ruhe haben und bei sich selber sein. Eigentlich kann man sagen, dass in Oberösterreich alles zusammenkommt, was Österreich zu bieten hat: Du kannst es flach haben, du kannst es bergig haben, du kannst Ski fahren, du kannst im See schwimmen...
Na ja, einerseits den Wert der Natur, andererseits auch den Wert von ehrlicher Arbeit. Ich komme aus einer Bauernfamilie und wir haben als Kinder mithelfen müssen. Ich wurde zur Demut erzogen und kenne auch ein einfacheres Leben, als man vielleicht in Großstädten gewohnt ist. Das schätze ich aber auch sehr und es hat mich und die Werte in meinem Leben geprägt. Oberösterreich ist immer mit einem Daheimgefühl verbunden: Da kenne ich jeden Winkel, muss mir nichts neu anschauen, sondern kann mich blind aufhalten und mich wohlfühlen – und das vom ersten Moment an. Ich bin fast alle zwei Wochen zu Hause, denn wichtige Teile meiner Familie und meine Freunde leben ja noch in Oberösterreich. Und auch in Salzburg bin ich oft und gerne. Ich bin da sicher eine Art Grenzgänger. Die Bundesländer gehen ja ineinander über. Aber auf unserer Seite ist es natürlich am schönsten. (Lacht.)
Naja, es hat vielleicht ein paar kleine Schwächen - die Innviertler sind manchmal nicht so weltoffen und hatten in der Geschichte auch dunkle Flecken. Aber es ist meine Heimat und daher tief in mir verhaftet. Es zieht mich immer wieder hin und ich wüsste nicht, wo ich sonst mein Zuhause haben möchte. Was ich zum Beispiel am Innviertel schätze ist, dass es im Herzen Österreichs gelegen ist: Wien und München sind nicht weit und in Italien ist man auch halbwegs schnell.
Gutes Brot und ein Bratl in der Rein - in Wien habe ich nie so ein wohlschmeckendes Bratl gegessen wie im Innviertel. Und dann vielleicht noch Innviertler Knödel und ein frisches Bier.
Das ist zweigeteilt, ich bin sehr diszipliniert, mag und mache viel Sport, spiele Tennis und gehe ins Fitnessstudio. Ich schaue auch auf meine Ernährung. Aber gerade dann darf man sich auch mal etwas gönnen: Dann belohne ich mich mit Gutem und Schönem. Ich koche auch selber sehr gerne und hab da auch einige Kurse besucht. Meine Kindheit schmeckt nach der Küche meiner Mutter: Schwarzbeer-Datscherl und Erdäpfelsuppe, die mache ich selber gerne.
Dialekt ist mittlerweile schon fast ein zusätzliches Wissen geworden. Ich finde es toll, wenn man gleichzeitig Hochsprache beherrscht und andererseits im tiefen Dialekt reden kann und die Menschen versteht. Ich rede privat gerne Dialekt und auch mein Sohn interessiert sich dafür. Manchmal spreche ich dann Dialekt mit ihm, damit er den auch lernt. Wenn ich Konzerte in Oberösterreich spiele, dann kann ich da auch auf der Bühne Mundart reden, weil mich jeder versteht. Dialekt ist auch eine Art Heimatgefühl.
Da fällt mir jetzt keines ein.
(Lacht). Sehr gut.
Frech gesagt: Wir sind halt zur Entwicklungshilfe überall (lacht). Das ist jetzt natürlich als Scherz gemeint. Aber es gibt halt viele gute Leute unter den Oberösterreicher:innen. Man kann es aber auch als kleine Kritik an der Heimat sehen, dass man eben nicht so viele Möglichkeiten wie in der Hauptstadt hat.
(Lacht.) Ich würde sagen, das geht schon mit einem Drittel. Hans Bürger ist ein stolzer Vollblut-Oberösterreicher und wir scherzen immer, dass er der heimliche Landeshauptmann ist. Er hat mir so “Oberösterreich-Pickerl” mitgebracht und ich habe eines auf meinem Laptop kleben.
Der Schmäh und die Oberösterreicher:innen haben eine gewisse Menschlichkeit – sie sind “leidselig” – also leutselig.
Berg oder See?
See!
Bier oder Wein?
Bier!
Linzer- oder Sachertorte?
Sachertorte.
Oberösterreicher Ball oder Opernball?
Oberösterreicher Ball.
Sommer oder Winter?
Sommer, ganz klar.
Upper Austria Ladies Linz oder Erste Bank Open?
Sorry – aber da nehme ich das Erste Bank Open.
LASK oder Blau-Weiß?
Egal, was jetzt sage, das geht schlecht für mich aus. Daher enthalte ich mich und sage wie es ist: Ich bin kein großer Fußballfan sondern mehr an Tennis interessiert.