Manuela Macedonia:
Skifahren ist wie
Wellness für das
Gehirn unserer Kinder.
Spa-Angebote für unseren Körper gibt es viele. Aber wie geht Wellness für das Gehirn? Die promovierte Wissenschaftlerin und Wahl-Oberösterreicherin Manuela Macedonia zeigt im Interview verständlich und unterhaltsam den Zusammenhang zwischen gesunder Psyche und kognitiven Fähigkeiten. Sie ist Autorin mehrerer überaus erfolgreicher Sachbücher, liebt die Berge und weiß, warum Skifahren das Leiwandste ist - insbesondere in Hinterstoder - und unsere Kinder schlau macht.
Bewegung im Freien ist für Kinder sehr wichtig. Im Winter lässt sie sich optimal beim Skifahren ausführen. Wobei das Skifahren eine Bewegungsart ist, die Kinder in vielerlei Hinsicht fördert und dabei auch ihre kognitiven Fähigkeiten und ihr allgemeines Wohlbefinden verbessert.
Das, was leicht zu beobachten ist, ist die Entwicklung von Koordination und motorischen Fähigkeiten: Körperbeherrschung, Gleichgewicht und Koordination. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Kinder, die regelmäßig körperlich aktiv sind, oft besser in Aufgaben abschneiden, die Konzentration und Problemlösungsfähigkeiten erfordern.
Definitiv! Auf der Piste müssen Kinder aufmerksam sein, um sicher zu fahren und auf ihre Umgebung zu achten. Diese Notwendigkeit, sich zu konzentrieren und wachsam zu bleiben, kann sich positiv auf ihre Fähigkeit auswirken, in anderen Bereichen fokussiert zu bleiben, beispielsweise im schulischen Kontext. Man kann es auch bei sich selbst beobachten, auch als erwachsener Mensch: Am Ende der Saison ist man schneller auch deswegen, weil man schneller schaut und auch alle Umstände gut im Auge hat.
Unterschiedliche Schneeverhältnisse oder unerwartete Hindernisse fördern eine Menge Berechnungsprozesse im Vorderhirn: Man muss die eigene Geschwindigkeit an jene anderer Skifahrer anpassen. Das unterstützt die Entwicklung der sogenannten kognitiven Flexibilität, auch Multitasking genannt, der Fähigkeit schnell und fehlerfrei zwischen Denkprozessen zu wechseln.
Körperliche Aktivität und das Erleben der Natur beim Skifahren helfen, Stresshormon Cortisol abzubauen. Das fördert das allgemeine Wohlbefinden der Kinder und ihre Zufriedenheit. Ein stressfreies und glückliches Kind ist oft besser in der Lage, sich auf Lernen und schulische Aufgaben zu konzentrieren. Skifahren bei schönem Wetter ist aber auch ein Elixier für die Psyche: Das UV-Licht bewirkt eine verstärkte Ausschüttung vom Botenstoff Serotonin, der die Kinder ausgeglichen hält.
Der Körper ist einfach müde, der Geist ebenso durch das viele Schauen, Berechnen, Multitasking-Denken … So, wenn es dunkel wird und das Kind auch kein elektronisches Gerät zur Verfügung hat, stellt sich der natürliche Schlaf-Rhythmus ein: Das Serotonin wird zum Schlafhormon Melatonin umgewandelt und das Kind schlummert weg!
Skifahren ist oft eine soziale Aktivität, die in Gruppen oder mit Familie und Freunden durchgeführt wird. Dies fördert soziale Fähigkeiten, Teamarbeit und Kommunikation, die alle wichtige Aspekte der kognitiven und emotionalen Entwicklung sind. Soziale Interaktion baut auch das Stresshormon Cortisol ab.
Skifahren eine Kombination aus körperlicher Aktivität, geistiger Stimulation und sozialen Interaktionen, die alle zur allgemeinen geistigen Entwicklung und zu einer stabilen Psyche beitragen. Es sind im Endeffekt die 4 Säulen, die ich auch im Buch „Wellness für das Gehirn“ beschreibe: Guter Schlaf, Bewegung, soziale Interaktionen, Kontakt zur Natur! Was will man mehr?
Ideal ist, wenn wir selbst skifahren. Wir sind das Vorbild, an dem sich Kinder orientieren. Meine Eltern waren keine Skifahrer aber dafür war bei uns der Skiclub da. Donnerstags war immer Skitag: Die ganze Schule ist mit Bussen zum Hausberg gefahren worden. Zum Schulschluss, 16h30 waren wir wieder am Schulvorhof. Auch das ist eine gute Möglichkeit, die in Österreich vorhanden ist.
Ich fahre jedes Wochenende Ski. Wetterunabhängig stehe ich von Oktober bis Mai um 6:00 Uhr auf. Skifahren ist mein Lebenselixier, Freude, Spaß, Bewegung in der frischen Luft! Und ja, Wellness für mein Gehirn! Manchmal, wenn das Wetter es zulässt, gehe ich vor dem Homeoffice eine Skitour. Ich starte um zirka 6:00 Uhr, gehe einen Berg hinaus und komme mit der Gondel wieder runter. Das ist perfekt. Danach arbeite ich den ganzen Tag sehr konzentriert. Und sollte sich die Frühmorgentour nicht ausgehen, gehe ich – sofern Schnee liegt – am Abend langlaufen, so von 20:00 bis 22:00 Uhr, mit der Stirnlampe. Danach schlafe ich wie ein Murmeltier!
Jeder von uns hat seine eigenen Strategien. Für manche ist die Figur wichtig, für andere ist das Apres-Ski ein Thema, wodurch sie auch gerne bald aufstehen. Ich sportle für mein Gehirn, denn das ist das Wichtigste, das ich habe. Ich kann es auch nicht neu kaufen, wenn es einmal nicht mehr gut funktioniert. Bewegung und vor allem Bewegung in der freien Natur ist die beste Art, das Gehirn zu pflegen und es bis ins hohe Alter fit zu halten. Das ist meine Motivation!
Dr. Manuela Macedonia ist leitende Wissenschaftlerin an der Johannes Kepler Universität Linz. Sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen Gehirnforschung und Sprachlernen und untersucht, wie Bewegungen und körperliche Aktivität das Lernen und Gedächtnis fördern können. Speziell an der JKU entwickelt die Wissenschaftlerin digitale Umgebungen, die Menschen durch Lernprozesse begleiten. Dr. Macedonia weist eine Laufbahn in der internationalen Spitzenforschung vor. Einige Jahre war sie am Max-Planck-Institut für kognitive Neurowissenschaften in Leipzig tätig. Dr. Macedonia nimmt an verschiedenen internationalen Forschungsprojekten teil. Im Lauf der Jahre hat sie zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. Neben ihrer Forschung ist sie auch als Sachbuchautorin tätig und engagiert sich in der Wissenschaftskommunikation, um ihre Erkenntnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Ihre Bestseller sind im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt.
Die Menschen.
Winter natürlich
In Hinterstoder.
Ja, allerdings nur dort, wo keine Lawinengefahr ist.
Schweinsbraten mit ganz knuspriger Kruste.
Mostheuriger Schneeberger in Pichl bei Wels.
Beim Spazierengehen an der Traun.
Berg.
Ich habe keinen, weder in Oberösterreich, noch woanders.
Piste.
Skifahren ist gut für Körper und Geist - dabei werden die physische und psychische Gesundheit gestärkt. Das Skifahren als Ganzkörpertraining bringt den Stoffwechsel auf Schwung, verbessert die Koordination, trainiert die Reflexe und fordert das Gehirn ordentlich. Warum das Skifahren wie eine Frischekur auf die Zellen wirkt, warum es so happy macht und welche Rolle die frische Luft hoch oben hat, klären Moderatorin Katrin Wachauer und Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia in "Gehirn einfach erklärt".
Die Angebote der Spas, um unseren Körper zu verwöhnen, werden immer vielfältiger. Aber wie geht eigentlich Wellness für das Gehirn? Dr. Manuela Macedonia erklärt in verständlicher Sprache, was Psyche aus Sicht des Gehirns ist und den Zusammenhang zwischen einer stabilen Psyche und unseren kognitiven Fähigkeiten. Die Neurowissenschaftlerin legt ein Fünf-Punkte-Programm vor, bei dem sich unser Denkorgan wie im siebten Himmel fühlen wird und es uns mit Frische, Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit dankt.