Das berühmteste Weihnachtslied der Welt feiert seinen 200. Geburtstag: das Gedicht eines Priesters aus Salzburg vertont von einem Lehrer und Komponisten aus Oberösterreich, hinausgetragen in die ganze Welt von Tiroler Sängern.
Weihnachten 1818. Gerade erst war Napoleon mit seinen Armeen über Europa hinweggefegt. Alte Grenzen wurden weggewischt, neue unerbittlich gezogen. Auch die Natur zeigte sich grausam. Ein Vulkanausbruch auf Indonesien machte 1816 zum "Jahr ohne Sommer" mit Missernten und Hunger.
In dieser schweren Zeit gibt in Oberndorf bei Salzburg der Hilfspriester Joseph Mohr dem aus Oberösterreich stammenden Organisten Franz Xaver Gruber ein Gedicht. Er bittet Gruber den Text zu vertonen. Am selben 24. Dezember 1818 singen beide das Lied nach der Christmette an der Krippe - "Stille Nacht! Heilige Nacht!" Eine Botschaft von Hoffnung und Frieden.
Tiroler Sängerfamilien verbreiten das Lied. Zuerst findet es im deutschen Sparchraum immer mehr Anklang, dann auch darüber hinaus. So tritt es seine Reise von Kontinent zu Kontinent an. Heute wird "Stille Nacht! Heilige Nacht!" in mehr als 300 Sprachen und Dialekten gesungen.
Franz Xaver Gruber wurde am 25. November 1787 in Hochburg-Ach geboren. Seine Eltern waren Leinenweber und auch Franz Xaver war für diesen Beruf vorgesehen. Der Lehrer Andreas Peterlechner förderte heimlich seine musikalische Begabung. Im Alter von zwölf Jahren vertrat er den erkrankten Lehrer an der Orgel. Und das so gut, dass der Vater einer Ausbildung zum Lehrer und Organisten zustimmte.
Das Franz-Xaver-Gruber-Gedächtnishaus ist ein historisches Gebäude, das dem 1927 abgerissenen Geburtshaus entspricht. Es beherbergt unter anderem ein Hammerklavier auf dem Gruber gespielt hat und einen Webstuhl auf dem er gearbeitet hat. Das Historienspiel "Die Suche nach der Stillen Nacht" wird hier jährlich im Advent aufgeführt. Die Zuschauer tauchen in die Kindheit Grubers ein, in den harten Alltag jener Zeit, in die Sehnsucht nach Frieden in kriegerischen Tagen.
Der Franz-Xaver-Gruber-Friedensweg mit seinen fünf Stationen rund um Hochburg will die weltweite Friedensbotschaft des Weihnachtsliedes verstärken. Fünf Skulpturen stellen die von Engelsflügeln getragenen Kontinente dar. Darauf zu lesen sind die Strophen des Liedes und Gedanken aus der Bibel. Den Abschluss bildet die Figurengruppe vor dem Gedächtnishaus: Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber übergeben ihr Lied an Maria mit dem Christuskind.
Ab 1805 nahm Franz Xaver Gruber Unterricht in Burghausen, um sein Orgelspiel zu verbessern. Der Weg von Hochburg-Ach dorthin war in den Zeiten der Franzosenkriege beschwerlich. Im Juli 1806 legte er in der Bezirksstadt Ried im Innkreis die Lehramtsprüfung ab. Dorthin gelangte übrigens auf abenteuerlichen Wegen auch die Krippe aus der Kirche St. Nikola in Oberndorf. Jene Krippe vor der Gruber und Mohr am 24. Dezember 1818 nach der Christmette erstmals "Stille Nacht! Heilige Nacht!" sangen. Der Pfarrer Johann Veichtlbauer rettete sie von einem verstaubten Dachboden. Seine Sammlung ist der Grundstock des Museums Innviertler Volkskundehaus in Ried.
"Steyr, gedruckt und zu haben bei Joseph Greis." So steht es auf einem unscheinbaren Druckwerk mit dem vielversprechenden Titel "Vier schöne neue Weihnachtslieder". Das vierte und letzte Lied dieser Sammlung ist "Stille Nacht! Heilige Nacht!" - der älteste bisher bekannte Textdruck des weltberühmten Weihnachtsliedes.
Wer war Joseph Greis? Ein Schriftsetzer, der im Haus Grünmarkt 7 in Steyr eine Druckerei betrieb. Ab 1827 vertrieb er seine Druckwerke in seiner eigenen Buchhandlung am Stadtplatz - der ersten in Steyr. Der Druck der "vier Weihnachtslieder" ist zwischen 1827 und 1832 in der Werkstatt von Greis hergestellt worden. Und so kam es, dass in Steyr "Stille Nacht! Heilige Nacht!" knapp zehn Jahre nach seiner Entstehung auf Papier gedruckt zu kaufen war.
In einer solchen Stube lebte die Familie des jungen Franz Xaver Gruber.
Auf diesem Webstuhl sollte Franz Xaver Gruber das Weberhandwerk erlernen. Doch die Geschichte verlief anders und bescherte uns die wunderbare Melodie zu "Stille Nacht! Heilige Nacht!"
1787: Am 25. November kommt Franz Xaver Gruber in der "Steinpointsölde" in Hochburg-Ach zur Welt.
1792: In Salzburg wird am 11. Dezember Joseph Mohr als uneheliches Kind geboren.
1805: Franz Xaver Gruber bekommt die Erlaubnis seines Vaters, sich zum Lehrer ausbilden zu lassen. Er nimmt Orgelunterricht im nahen Burghausen.
1806: Lehramtsprüfung Franz Xaver Grubers in Ried im Innkreis. Nach einem Praxisjahr in Hochburg-Ach wird er 1807 Lehrer in Arnsdorf.
1815: Joseph Mohr wird zum Priester geweiht.
1816: In Mariapfarr im Lungau schreibt Joseph Mohr das Gedicht "Stille Nacht! heilige Nacht!". Franz Xaver Gruber wird Kantor und Organist in Oberndorf bei Salzburg.
1817: Joseph Mohr wird als Hilfspriester nach Oberndorf versetzt, Mohr und Gruber lernen sich kennen.
1818: Am Heiligen Abend bittet Joseph Mohr Franz Xaver Gruber sein Gedicht zu vertonen. Nach der Christmette erklingt erstmals "Stille Nacht! Heilige Nacht!".
1824/25: Der Orgelbauer Carl Mauracher lernt das Lied in Oberndorf kennen und nimmt es mit ins Zillertal. Von dort beginnt die Verbreitung durch Tiroler Sängerfamilien.
1827-1832: In diesem Zeitraum fertigt der Schriftsetzer und Buchhändler Joseph Greis in Steyr den ersten Textdruck des Liedes an.
1848: Am 4. Dezember stirbt Joseph Mohr in Wagrain.
1863: Am 7. Juni stirbt Franz Xaver Gruber in Hallein.
1906: Die Kirche St. Nikola in Oberndorf wird abgerissen. Die Krippe, vor der "Stille Nacht! heilige Nacht!" erstmals erklang, landet bei den Schulschwestern von Oberndorf.
1926: Die Schulschwestern verkaufen die Krippe an den Pfarrer und Sammler Johann Veichtlbauer.
1933: Veichtlbauer überträgt seine Sammlung mit der Krippe an die Stadt Ried im Innkreis. Dort wird sie zum Grundstock des "Museum Innviertler Volkskundehaus."
Die St. Florianer Sängerknaben sind eine der ältesten Institutionen im Musikleben Oberösterreichs. Sie bestehen seit dem Jahr 1071, als die Augustiner Chorherren das Stift St. Florian übernommen haben.
Im Lauf der Jahrhunderte sind aus dem Chor der St. Florianer Sängerknaben immer wieder große Musiker hervorgegangen. Der wohl bis heute berühmteste "Florianer" war der Komponist Anton Bruckner.
Aufnahmen der St. Florianer Sängerknaben sind im Webshop des Chors erhältlich.