Den Songcontest und Oberösterreich im Blut 

Marie-Sophie Kreissl atmet tief ein und lässt die Sonne im Wald in Kirchschlag bei Linz auf ihrer Nasenspitze tanzen. Die Frau Mama Diana winkt aus ihrem Holzhaus herüber. Kaleen, die Popsängerin, preisgekrönte Tänzerin und Produzentin ihres Labels “Wifi Records” ist international unterwegs und kommt immer wieder nach Oberösterreich, “wo die Luft so gut und die Wiesen so grün wie nirgendwo sonst sind”, sagt die Gertenschlanke.

Die Sissi-Taille hat sich die aus Ried im Traunkreis stammende Künstlerin mit dem untrüglichen Gespür für gute Mehlspeisen hart erarbeitet. Kaum stand sie auf eigenen Beinen, ging es ab ins Ballett. Der Lohn der Mühe war die fünfmalige Weltmeisterschaft im Musical- und Showtanz in diversen Formationen mit dem Tanzwerk Hippmann in Wels, in dem Kaleen tänzerisch groß wurde.

Tanz und Musik liegen auch ihrer Familie im Blut. Onkel Alexander Kreissl trumpfte als ORF-Dancing Star und Tanz-Staatsmeister auf, bevor er mit seiner Tanzschule Dancing World in Linz sesshaft wurde. Kaleens Oma Hanneliese Kreissl-Wurth, eine international gefragte Volksrock-Schreiberin, die nebst gut 2000 Songs auch “Steirermen san very good” für die Staokogler textete, hatte Marie-Sophie bereits als Baby in ihrem Tonstudio auf den Knien sitzen. Das betrieb Oma Hanneliese mit ihrem Sohn und Marie-Sophies Vater Johannes Kreissl. Schließlich taten ihre Schwestern Coco und Luna ein Übriges, damit aus Marie-Sophie “Kaleen” wurde. “Das war mein Spitzname, als wir als Kinder TV-Show mit wechselnder Jury spielten”, sagt Kaleen.

Bei jedem Besuch bei Oma Hanneliese, die am Traunsee wohnt, müssen es immer wieder der Toscana-Park und die Esplanade in Gmunden sein.

Sagt Marie-Sophie Kreissl. Dass man dabei immer wieder in der Konditorei Baumgartner an eben dieser Esplanade einkehren muss, ist bei so viel Mehlspeisliebe eine Selbstverständlichkeit. 

Der Traditions-Zuckerbäcker hat zwar keine klassischen Marillenknödel auf der Karte, die mit ziemlich viel Butterbrösel eine der Leibspeisen der Sängerin sind. Dafür ist die Konditorei Baumgartner für ihre Marillenknödel-Pralinen bekannt, die ein ziemlich guter Ersatz sind.

Ja, und die Disziplin….? Die hat Marie-Sophie Kreissl von jungen Jahren an gelernt. Eine Disco in Oberösterreich? Sie schüttelt den Kopf. “Wenn man Samstag oder Sonntag um 9:00 Uhr früh im Tanzsaal stehen muss, kennt man so etwas nicht”, sagt sie und hat anscheinend nicht viel vermisst. Denn schließlich gibt es in Wels die Traditionskonditorei Urbann, die jene “Suchtmittel” bereithält, die für Disziplin entschädigen. Wie man so schlank bleibt? “Nur zwei Mal am Tag essen”, sagt Kaleen und lacht. Dafür passt sie auch locker in ihre drei Dirndlkleider, die sie so liebt. Ein Blaukariertes für alle Tage, ein Festliches in edlem Grün und ein keckes Weißtürkises, das man am besten beim Urfahranermarkt in Linz ausführt.

Ihre Volksschulzeit fand übrigens im Schatten des Traunsteins in Ohlsdorf in der Nikolaus Lenau-Schule statt, die sich an den pädagogischen Prinzipien von Maria Montessori orientiert. Dann war Wels der Nabel von Kaleens Schulwelt, bis Linz mit dem Hamerling-Gymnasium und seinem musikalischen Zweig lockte. Da gab sie bereits selbst Tanzstunden um sich wenig später bei der Casting-Show “Got to dance” von ProSieben mit Partner ins Finale zu tanzen. Wie TV tickt, saugte Kaleen auch als Choreographin für das ORF-Talenteformat “Starmania” auf. Ebenso kennt Marie-Sophie Kreissl das Getriebe des Eurovisions Song Contest bereits, da sie seit 2018 als Choreographin für diverse Länderteams arbeitet.

Trotz Englisch in ihrer Label-Tonspur ist der gepflegt-legere oberösterreichische Dialekt Kaleens Sprachheimat, in die sie sofort schlüpft, wenn sie oberösterreichischen Boden betritt. Denn was sie besonders vermisst, sind nicht nur Kraftplätze wie Gmunden am Traunsee, den Wald im Mühlviertel und die Wiesen im Traunkreis. Es ist auch ein Satz, den es so nur auf Oberösterreichisch gibt. “I hab' di gern klingt in keiner anderen Sprache so sanft, so gut und so richtig", sagt die Oberösterreicherin, die sich einfach nicht entscheiden kann, ob ihr das Mühlviertel, das Traunviertel oder das Salzkammergut am liebsten ist.