Zimmer
mit
Aussicht.
Zwei flotte Design-Damen haben mit ihrem Unternehmen Lucy.D ganz besondere “Zimmer mit Aussicht” kreiert. Barbara Ambrosz aus Steyr und Karin Santorso aus Wien haben ihre Leidenschaft für das Salzkammergut in Holz geschnitzt und salzen damit Sommerfrischlern und Urlauber:innen ihren Aufenthalt im “Zimmer mit Aussicht”.
Was würde wohl Kaiser Franz Joseph sagen? Seine geliebte Sommerfrische Bad Ischl als Nabel der EU-Kulturhauptstadtwelt? Er wäre sicher sehr erfreut, dass nicht nur auf (s)einem Urlaubs-Städtchen, sondern auch erstmals auf einer Region das kulturelle Augenmerk Europas liegt.
Es ist das Salzkammergut, das als “Europäische Kulturhauptstadt 2024” Europas Kultur in 23 Gemeinden in Oberösterreich und in der Steiermark “salzt”.
Zwei schlau-flotte Industriedesignerinnen salzen mit ihrem seit 20 Jahren bestehenden Design-Studio Lucy.D in Wien und Steyr mit. Es sind Barbara Ambrosz aus Steyr und Karin Santorso aus Wien.
Sie haben sich “die Aussicht” vorgeknöpft. Es ist nicht irgendeine Aussicht. Beide lieben schöne Dinge, ästhetische Formen und das Salzkammergut an sich. Es war also eine Herzensangelegenheit, dass die beiden Unternehmer:innen ein Jahr lang charmante Pensionen und eigentümergeführte Hotels mit Geschichte abklapperten, um Boutiquezimmer möglich zu machen, die Salzkammergut-Feeling gepaart mit Modernität atmen.
“Jedes Zimmer ist anders”, sagt Karin Santorso. Sie fügen sich wie eine Perlenkette in die EU-Kulturregion Salzkammergut. Und diese Zimmer in acht verschiedenen Unterkunftsbetrieben bieten sich für eine Nächtigungsrundreise der besonderen Art an: Von Bad Ischl (Hotel-Garni Sonnhof), über Gosau (Landhaus Koller), Bad Mitterndorf (Hotel Kogler), Pettenbach (Bierhotel Ranklleiten), Scharnstein (Pension Schindlau), Gmunden (Gmundnerberg-Haus), Steinbach am Attersee (Frühstückspension Hanslmann) bis Unterach am Attersee (Pension Christina).
In diesem neuen Slow-Hotelkonzept steht Übernachten mit Sinn und Sinnlichkeit im Vordergrund. “Zimmer mit Aussicht” funktioniert wie ein dezentrales Hotel, das lokale Hoteliers und Zimmeranbieter vernetzt und reizvolle Spezialzimmer in nachhaltiger Gestaltung schafft.
“Unsere Zimmer sind neu und zugleich in der Region verwurzelt”, sagt Barbara Ambrosz, die mit Karin Santorso das Regional-Boutiquezimmer-Netzwerk ins Leben gerufen hat. Etliche Merkmale gibt es, die die “Zimmer mit Aussicht” so besonders machen. Da gibt es etwa das Raschgras, auch Alpen- oder Waldgras genannt. Im Herbst wird es im Salzkammergut in Waldlichtungen geerntet. Getrocknet und zu Zöpfen geflochten wird es in uralter Handwerksmanier zu warmen Patschen vernäht, wie sie in der Urzeit schon Ötzi trug. Eine Damengruppe aus St. Georgen im Attergau ist dieser Methode noch kundig. In den “Zimmern mit Aussicht” der EU-Kulturhauptstadtregion gibt es nicht nur diese “Wunderpatschen”, sondern auch Raschgras als sich sanft wiegendes Lampen-Schattenspiel zu genießen. Zu letzterem haben die Luyc.D-Ladies das koreanisch-wienerische Partnerdesigner-Duo Kim+Heep beauftragt.
Auch die für das Salzkammergut typische Brettschnitt-Technik, fein ausgesägte Holzmuster zumeist auf Balkonen und Dachfirsten, finden in den acht Zimmern mit Aussicht ihren Niederschlag. Dies natürlich nicht in Holz-Dunkel, sondern in der, eigens für das Projekt entworfenen “Salzkammergut Farbpalette”, die ein helles Rahm-Weiß-Beige, ein frisches Grün, Terracotta und Blau-Schwarz beinhaltet. “Denn wir designen modern, ohne die Wurzeln der Region zu verlieren”, sagt Barbara Ambrosz. So fügt sich der Holzbrettschnitt auch zu humorvollen Gesichtern auf einem Bankmöbel, von dem aus die Aussicht besonders gut zu genießen ist, das vom Vorholz Möbelproduzenten Trewit aus Scharnstein produziert wird. Da sitzen die beiden Designerinnen zufrieden in den Lehnstühlen und genießen das Bergpanorama.
Vielleicht greift man dann auch zu dem Gästebuch, das nicht nur um einen Eintrag zu betteln scheint, sondern auch Geschichten und Geschichte des Salzkammergutes enthält. Daneben steht die Designerkaraffe nebst zweier ovaler Gläser mit (natürlich bestem reinstem) Leitungswasser bereit, in das Steinmineralsalz zur Aromatisierung versenkt werden kann. Den flotten Schwung des Wasserkaraffensets mit Steintableau steuert der Projektpartner inFABric architects aus Paris bei.
Und auch spezielle Spiegel wurden für die Zimmer entworfen. Das Thema Jagd wurde von dem international tätigen Designstudio mischer’traxler dazu neu interpretiert und der Wald als Heimatort der Tierwelt in einer Spiegelskulptur verarbeitet.
Für den Betthimmel aus Leinen holte das Duo von Lucy.D ein bisschen weiter aus. Es stammt von Leinenspezialisten der Weberei Vieböck Leinen in Helfenberg im Mühlviertel. Ein aus simplen Holzstangen konstruiertes Gerüst, wie man es auch über den Kachelöfen des Salzkammergut findet, ist Basis für Leinen, Licht und Polster. So wird der Blick aus dem Bett himmlisch.
Auch spezielle Farben und Tapeten prägen die Atmosphäre der Zimmer. Jörg Hoffmann vom Handwerkshaus Salzkammergut hat aus der “Blut & Blume”-Kreation für das Zimmer mit Aussicht im Landhaus Koller in Gosau eine ganz besondere Tapete beigesteuert, die eine Wand einem Gemälde gleich verziert. Es ist eine 1852 entworfene Biedermeier-Tapete namens “Allegorie auf die Jagd”, die in den Archiven des Museums für Angewandte Kunst (MAK) in Wien gefunden wurde. Das Jagdmotiv ist auch eine kleine Referenz an den Landhaus-Hausherren Gottfried Koller, der so wie sein Sohn Max ein begeisterter Waidmann ist und Wild im Hotelrestaurant selbst zu köstlichen Gerichten verkocht. Gottfried Koller führt das Villenhotel übrigens mit seiner Gattin Manuela.
Ein Lokalaugenschein im Landhaus Koller in Gosau, das nicht einfach irgendein Landhaus mit Blick auf den Dachstein ist: Es ist eine Gründerzeitvilla, die Sommerfrische pur atmet. 1883 ließ es der Wiener Braukeller-Blockeisunternehmer Moritz Faber erbauen. In die Familie Koller kam es 1951. Seit 1963 ist die Villa mit weitläufigem Garten ein Hotel und eines mit Pool und Aussichtsterrasse obendrein. Das “Zimmer mit Aussicht” befindet sich hier im zweiten Stock. Natürlich hat man den Dachstein im Blick. Historische Möbel fügen sich harmonisch ins neue Design. Ebenso sind Bad und WC neu.
Einige “Zimmer mit Aussicht” stehen schon seit Ende 2023 bereit: Eben im Landhaus Koller sowie im Hotel Kogler in Bad Mitterndorf gleich drei. Zur Eröffnung der Kulturhauptstadt im Jänner 2024 kann man in der historischen Trinkhalle in Bad Ischl das gesamte Projekt bewundern und in der “Zimmer mit Aussicht-Lounge” chillen. Ab Ostern sind dann alle Zimmer mit Aussicht fertiggestellt und empfangen Gäste", sagt Lucy.D-Projektdesignerin Barbara Ambrosz.
Und: “Wir haben ein Jahr an unserem Projekt gearbeitet”, sagen Karin Santorso und Barbara Ambrosz unisono. Im EU-Kulturhauptstadtjahr Bad Ischl Salzkammergut genügen hingegen ein kurzes Reservierungstelefonat oder ein schnelles Buchungsmail, um besondere Zimmer mit Sinn und Sinnlichkeit und natürlich mit Aussicht genießen zu können.