Blaukraut, Krappwurzel, Petersilie, Kurkuma oder Lapislazuli: Landwirtin Christiane Seufferlein hat zahlreiche Naturmaterialien in ihrer kleinen Werkstatt am Hof in Julbach. Damit färbt die Bäuerin Stoffe, Wolle und zu Ostern natürlich auch Ostereier. Das alte Wissen gibt sie gerne weiter, etwa auch in Onlinekursen, die sich bis nach Amerika verkaufen. Ihre Inspiration: Die Natur und das Mühlviertel.
erzählt Christiane Seufferlein. Sie steht dabei in ihrer kleinen Küche und schneidet einen großen Blaukrautkopf mit dem sie später noch Eier färben will. "Doch dann kamen die synthetischen Farben Anfang des 20. Jahrhunderts. Und das alte Wissen rund um die natürliche Farbpalette ging Stück für Stück verloren", sagt die Mühlviertlerin. Denn schon in der Steinzeit wurden ausgeklügelte Verfahren entwickelt, um aus Erden, Mineralien oder tierischem Material schwarze, weiße, rote und gelbe Farben herzustellen.
Purpur, die alles überragende, wertvollste Farbe der Könige und Kaiser, basierte etwa auf Schneckenschleim. Die Phönizier waren Meister darin, das Drüsensekret bestimmter Meeresschnecken in Farbstoffe zu verwandeln. Der chemische Prozess dauerte lange und war von bestialischem Gestank begleitet. Je nach Mischung der verschiedenen Schneckenarten und nach Dauer der Lichteinwirkung ließen sich unterschiedliche Nuancen erzielen. Farbstoffe waren einst mitunter wertvoller als Gold.
Als Vegetarierin verwendet Seufferlein keine tierischen Farben, sondern das, was in Wald und Wiesen wächst. "Wir sind hier in Julbach, dem Meran des Mühlviertels. Es ist eine Senke, in der kein kalter Wind weht, ein Mikroklima, das ganz besondere Pflanzen und Nuancen hervorbringt." Begonnen mit dem Färben hat sie vor rund fünf Jahren. "Wir hatten ein Schaf, quasi als Landschaftspflegerin. Und so habe ich irgendwann mit dem Spinnen begonnen. Und weil ich nicht nur weiße Wolle wollte, kamen dann Farbexperimente dazu. Dabei konnte ich anfangs ja nicht mal stricken", lacht die ehemalige Medienfrau und erinnert sich zurück.
"Rund 70 Prozent der Natur ergeben Gelb- oder Brauntöne. Und je mehr Gelbtöne man kennt, desto mehr Grüntöne kann man durch die Zugabe von Indigo herausbekommen." Selbst das Wasser ändert die einzelnen Farbschattierungen und so wird jeder Stoff, jedes Garn, jede Aquarellfarbe zum Unikat. Für ein Leinenlabel färbt sie Schals nach alten Rezepturen. "Gerade das Mühlviertel war ja immer ein Zentrum der Textilindustrie. Es passt also gut, dass wir uns hier angesiedelt haben." Das Handwerk sei in der Gegend noch näher am Leben. "Hier haben die Leute ja noch bis in die 1960iger-Jahre Wolle gesponnen. Ich bin mit meinem Wissen also sehr nah an der Realität der Menschen."
Mit welchen Farben Seufferlein arbeitet, hängt stark vom Gegenstand ab, der koloriert werden soll. Soll es eine dauerhafte Farbe sein, für ein langlebiges Kleidungsstück, nimmt sie andere Zutaten als etwa für Malfarben. "Ein genaues Rezept für alle Stoffe und Gegenstände gibt es also nicht."
Wie die Seufferleins das Osterfest verbringen werden? "Auf jeden Fall in der Natur. Und natürlich darf auch ein Fastenbier aus dem Stift Schlägl nicht fehlen!"
Am Ostertisch landen bei den Seufferleins natürlich auch nur natürlich gefärbte Bio-Eier. Die Eier vorab mit Essig abwischen, damit die Oberfläche sauber und etwas aufgeraut ist. So kann die natürliche Farbe besser halten. Es gilt: Die Farben verändern sich nach dem Trocknen nicht mehr wirklich. "Was du siehst, ist was du bekommst."
Tipp der Expertin: Wer Blumenabdrücke oder Blättermuster auf den Eiern möchte, kann etwa ein Petersilienblatt oder eine Blüte auf das Ei legen und anschließend das Ei in eine Strumpfhose stecken und färben. Die Farbpigmente gehen durch die Fasern des Strumpfes und nur der Abdruck des Blütenblattes bleibt weiß. Die gefärbten Eier kann man anschließend mit Öl glänzend polieren.
Ostereier färben
mit Naturmaterialien