© Foto BOL/Petra Moser: Markus Poschner dirigiert das Bruckner Orchester Linz.
Markus Poschner dirigiert das Bruckner Orchester Linz.
Markus Poschner dirigiert das Bruckner Orchester Linz.
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Oberösterreichs Musik-Botschafter

Die Musikwelt feiert 2024 den 200. Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner. Wir haben Markus Poschner, den Chefdirigenten des Bruckner Orchesters Linz, getroffen und ihn gefragt, was die Musik Anton Bruckners bis heute so spannend macht. Außerdem verrät er uns, wie Oberösterreich klingt und was ihn am Kultur- und Musikleben im Land so sehr fasziniert.

Anton Bruckner wurde am 4. September 1824 in Ansfelden bei Linz geboren. Als gefeierter Organist und Komponist hinterließ er der Musikwelt ein Erbe, das auch nach 200 Jahren ungebrochen fortwirkt. Das Bruckner Orchester Linz, gleichzeitig Oberösterreichs Symphonieorchester und Orchester des Linzer Musiktheaters am Volksgarten, trägt seinen Namen.

© Foto BOL/Petra Moser: Markus Poschner beim Soundcheck mit dem Bruckner Orchester Linz.
Markus Poschner beim Soundcheck mit dem Bruckner Orchester Linz.

Markus Poschner, gebürtiger Münchner, ist seit 2017 Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz und Opernchef des Musiktheaters am Volksgarten. Und er ist von der Zeitlosigkeit der Kompositionen Anton  Bruckners fest überzeugt.


In der Musik Anton Bruckners eröffnet sich eine wunderbare Welt der Schönheit, der Gefühle, der Mystik, die uns berührt und die Seele zum Klingen bringt.

Dass Bruckner seine großen Werke vor mittlerweile mehr als 100 Jahren komponiert hat, spielt dabei keine Rolle. „Musik entsteht immer im Moment des Machens, sie ist von der Zeit ihrer Entstehung entkoppelt. Von daher gibt es eigentlich gar keine Alte Musik“, ist Poschner überzeugt.

© Foto BOL/Petra Moser: Musiker des Bruckner Orchesters Linz bereiten sich auf den Auftritt vor.
In einem historischen Gewölbe bereiten sich Musiker des Bruckner Orchesters Linz auf den Auftritt vor, im Vordergrund ein Musiker mit Violine.

Und doch haftet gerade Anton Bruckners Sinfonien immer wieder das Klischee an, nur schwer zugänglich zu sein. Kann man, als Orchester, als Dirigent hier neue Zugänge schaffen? „Wenn wir zum ersten Mal in eine große Stadt wie Rom oder Paris reisen, dann können wir all die Straßen und Gassen, die Bauwerke auch nicht an einem Tag erfassen. Trotzdem nehmen wir dieses Abenteuer begeistert in Angriff. Ähnlich ist es mit der Musik Bruckners. Sie ist unglaublich virtuos, komplex und voller Symbolik. Wichtig ist, mutig die Tür in  diese Welt aufzumachen, sich unvoreingenommen darauf einzulassen.“


Es gibt beim Erleben von Musik kein Richtig und kein Falsch. Man muss die Reise nur beginnen – ohne Angst.

Das Feuer der Tradition

Im Jahr 2017 hat Markus Poschner seine Reise mit dem Bruckner Orchester Linz begonnen. Beim Österreichischen Musiktheaterpreis 2020 wurde das Bruckner Orchester als „Orchester des Jahres“ ausgezeichnet, Markus Poschner wurde für die Produktion von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ am Linzer Musiktheater für die „Beste Musikalische Leitung“ gewürdigt.

© Foto BOL/Petra Moser: Markus Poschner dirigiert das Bruckner Orchester Linz.
Markus Poschner dirigiert das Bruckner Orchester Linz.

Wie hat der Dirigent aus Bayern Oberösterreich erfahren und erlebt? „ Die Menschen hier bringen eine enorme Begeisterungsfähigkeit und viel Enthusiasmus mit. Gleichzeitig zeichnen sich die Oberösterreicher durch ihre Geselligkeit und die Liebe zur Musik aus. Kunst und Kultur werden hier gepflegt und geschätzt. Das hervorragende Musikschulwesen in Oberösterreich ist in dieser Form einzigartig. Man spürt auch, dass die Oberösterreicher ihr Orchester lieben und sich mit ihm identifizieren. Hier treffen sich eine große Wertschätzung für Traditionen mit einem Sinn für das Gegenwärtige und einer unglaublichen Offenheit für Neues. Die Oberösterreicher achten ganz im Sinne des Sprichwortes darauf, das Feuer weiterzugeben.“

© Foto BOL/Petra Moser: Ein Hornist des Bruckner Orchesters Linz.
Zwischen den Saiten einer Harfe ist ein spielender Hornist des Bruckner Orchesters Linz zu sehen.

Der Klang Oberösterreichs

Vor diesem Hintergrund sieht Poschner auch das „Oberösterreichische“ an Anton Bruckner: „Bruckner hat die Tradition studiert. Er wollte sein Handwerk perfekt beherrschen, bevor er zu komponieren beginnt und hat dann seine wichtigsten Werke erst im fortgeschrittenen Alter geschrieben.“ Gemeinsam mit dem Bruckner Orchester hat sich Markus Poschner das Ziel gesetzt, in der Musik Anton Bruckners den unverwechselbaren „Klangdialekt“ Oberösterreichs zu finden. Aber wie klingt dieses Oberösterreich? „Sehr nach Volksmusik“, ist sich Poschner sicher, „das ist der Klang einer Blaskapelle, einer Polka, das ist etwas, das den Menschen in Oberösterreich im Blut steckt.“

Mit viel Enthusiasmus geht er gemeinsam mit dem Bruckner Orchester daran, diese „Oberösterreich-DNA“ in der Musik Anton Bruckners freizulegen. „Über die Jahrzehnte hat sich viel Patina angesammelt. Wie beim Kinderspiel Stille Post sind über die Zeit die Klischees gewachsen. Bruckner der Gottesmusikant, Bruckner der Erbauer von Klangkathedralen. Wir wollen aber dahinter schauen, hörbar machen, was zwischen den Zeilen steht, zu einer authentischen Aufführungspraxis finden. Dafür sitzen wir hier in Oberösterreich an der Quelle. Hier liegen viele Autographe Bruckners vor und auch die Forschung hat eine lange Tradition.“ Dem entsprechend viel Energie investieren Markus Poschner und das Bruckner Orchester in ihr aktuelles Großprojekt – alle Sinfonien Anton Bruckners in allen unterschiedlichen Versionen bis zum Jubiläumsjahr 2024 auf CD einzuspielen.

© Foto BOL/Petra Moser: Streicherinnen des Bruckner Orchesters Linz.
Drei Streicherinnen des Bruckner Orchesters Linz beim Soundcheck auf der Bühne.

Und was sollten Kulturreisende in Oberösterreich unbedingt erlebt haben?  Markus Poschner lacht: „Natürlich ein Konzert mit dem Bruckner Orchester im Brucknerhaus oder eine Aufführung im Musiktheater am Volksgarten. Wir sind ein Stück Oberösterreich und legen auch großen Wert darauf, kultureller Botschafter, ein Aushängeschild dieses Landes zu sein."


Denn einer Tatsache muss man sich bewusst sein – neben der Natur ist die Kultur der wichtigste Bodenschatz Oberösterreichs. Das kann man nicht kaufen.

Woher aber nimmt Markus Poschner die Energie für seine Arbeit? Wo hat er in Oberösterreich seine Kraftplätze gefunden? „Es sind die Berge. Ich bin ein riesengroßer Fan der Berge. Aber auch die Stadt Linz ist für mich ein  wichtiger Mittelpunkt, wo die Familie mein zentraler Kraftort ist.“

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